Geschenktipps zu Weihnachten

Ronald G. Asch, Freiburg



Adam Nicolson: Power and Glory: Jacobean England and the Making of the King James Bible, London: Harper Collins 2003.

Für manche deutsche Leser mag das Thema dieser Darstellung, die sich an ein weiteres Publikum wendet, aber dennoch solide wissenschaftliche Fundamente hat, auf den ersten Blick wenig vertraut sein. Indes, die 1611 in England veröffentliche Bibelübersetzung, die der damalige König Jakob I. 1604 in Auftrag gegeben hatte, erlangte im angelsächsischen Bereich eine ähnliche Bedeutung wie die Lutherbibel in Deutschland. Das überaus lebendig geschriebene Buch von Nicolson lässt die theologischen Kämpfe des frühen 17. Jahrhunderts ebenso anschaulich werden wie die Persönlichkeit des Herrschers, der die Übersetzung am Ende zu verantworten hatte, Jakob I., mit allen Schwächen, aber auch mit allen Stärken, zu denen gerade im kirchlichen Bereich auch die Fähigkeit gehörte, widerstreitende Richtungen zusammenzuführen und dort Frieden zu stiften wo vorher Streit herrschte. Damit entstand ein Werk, das Nicolson in seiner Größe mit den Dramen Shakespeare's vergleicht. Indes, wo in einer Tragödie wie King Lear der völlige Zerfall geschildert wird, wo alles zerbricht, "everything in the King James Bible pulls together: one is a nightmare of dissolution, the other a dream of wholeness." Die religiöse, historische und ästhetische Wirkungskraft dieses Traumes der Einheit wird in diesem Werk auf mitreißende Weise deutlich.


Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter, 2 Teilbände (= Österreichische Geschichte 1522-1699, hrsg. von Herwig Wolfram), Wien: Ueberreuter 2003.

Handbücher sind eher selten eine aufregende Lektüre und beim Lesen hat man nicht selten den Eindruck, dass es für ihre Autoren eine schwere, wenn auch bisweilen einträgliche Bürde war, sie zu verfassen. Dies ist hier dezidiert nicht der Fall, mit seiner breit angelegten Darstellung ist dieses Werk ganz ohne Zweifel ein großer Wurf. Es ist ein Buch, das man gerne selber geschrieben hätte. Der Verfasser verfügt nicht nur über eine umfassende, in ihrer Tiefenschärfe kaum zu überbietende Kenntnis der Forschung - auch der nicht deutschsprachigen, besonders tschechischen -, sondern kann vor allem auch in der Darstellung der konfessionellen Entwicklung, die den gesamten zweiten Teil des Werkes umfasst, eigene Perspektiven entwickeln, die ihm eine beeindruckende Synthese ermöglichen. Auch die Reichsgeschichte, die so eng mit der Geschichte der Habsburgermonarchie verbunden war, findet im ersten Band eine angemessene Darstellung, auch wenn dies in einem gewissen Gegensatz zu der Tatsache steht, dass auch diese beiden Teile der auf 12 Bände angelegten österreichischen Geschichte auf der Innenseite des Einbandes mit einer Karte der österreichischen Republik des 20. Jahrhunderts geschmückt sind, deren heutiges Gebiet ja nur einen kleinen Teil der ehemaligen Habsburgermonarchie oder gar des Heiligen Römischen Reiches ausmacht. Hier kommt jedoch die Vernachlässigung der beabsichtigten Identitätsstiftung oder -festigung sicherlich der wissenschaftlichen Darstellung zu Gute.