Geschenktipps (nicht nur) zu Weihnachten

Tobias Hodel, Bern


Programming historian [https://programminghistorian.org/]
Der Start zu meinem Empfehlungen gehört einer Website, die mich seit langem und regelmässig in Lehre und Forschung rettet. Die Initiative stellt open source peer-reviewed Lektionen zur Verfügung, die Schritt für Schritt digitale Methoden erklären und kritisch einordnen. Dabei wird auch definiert, welchen Schwierigkeitsgrad eine Lektion aufweist. Dank programming historian werden Geisteswissenschaftler*innen befähigt mit algorithmischen Tools und Methoden zu arbeiten. Unabhängig davon, ob Geovisualisierungen erstellt werden sollen oder Twitterauswertungen im Fokus stehen, die Bandbreite von programming historian ist beeindruckend und ständig am Wachsen. Dazu passend die erst kürzlich erschienene Publikation von Adam Crymble: Technology and the Historian. Transformations in the Digital Age (https://www.press.uillinois.edu/books/?id=p085697).

Johanna Drucker: Visualization and Interpretation [https://books.google.ch/books?hl=de&lr=&id=Ts_tDwAAQBAJ]
Mit dem Wandel zu verstärkt datengestützten Verfahren in den Geisteswissenschaften, stellt sich unweigerlich die Frage, wie wir die Datenmengen bändigen können, Visualisierungen sind eine Möglichkeit. Seit Jahren plädiert Johanna Drucker (UCLA) für einen genuin geisteswissenschaftlichen Weg, der der Komplexität unserer Daten auch in ihrer Umsetzung gerecht wird. Das opus magnum von Drucker ist keine leichte Kost, deckt aber eine Unzahl von Facetten ab: Von den Fragen des Verhältnisses von Argumentation und Visualisierung (graphical representation as rhetorical devices) bis zu epistemologischen Überlegungen zur scheinbaren Neutralität von Code. Drucker gibt so ihre ausgearbeitete Antwort auf ein Set an Fragen, die sie 2011 in "Humanities Approaches to Graphical Display" aufgeworfen hat (Drucker, Johanna: Humanities Approaches to Graphical Display, in: Digital Humanities Quarterly 5 (1), 2011. Online: http://www.digitalhumanities.org/dhq/vol/5/1/000091/000091.html.

Julia Heinemann: Verwandtsein und Herrschen https://heiup.uni-heidelberg.de/heiup/catalog/book/691
Ich hatte das Vergnügen die Forschungen von Julia Heinemann von Beginn an aus der Nähe zu verfolgen. Vielleicht geziemt es sich nicht hier ein Buch aufzulisten, dass den eigenen Namen im Dank führt, aber eine Medici (Catherine) als Königinmutter am Hof in Paris ist für sich schon eine interessante Angelegenheit, mehr noch wenn der Brief als Medium zur Beziehungsbildung im Fokus steht. Catherine de Médici setzt den Brief dabei gezielt ein, um mit ihren zahlreichen Kindern nicht nur in Kontakt zu bleiben, sondern gleichzeitig als gewiefte Herrscherin Politik auf europäischer Ebene zu betreiben. Der Ebenenwechsel in den Briefen von zutiefst privaten Angelegenheiten bis zu Überlegungen der Staatsräson demonstriert ein Bewusstsein (unauflöslicher) verwandtschaftlicher Verbundenheit, die genutzt werden kann, aber auch gepflegt werden muss. Als Bonus ist das Buch auch im open access verfügbar.

Corona-Archive: https://coronarchiv.geschichte.uni-hamburg.de/ [DE] // Corona-Memory.ch [CH] // https://corona-archiv.uni-graz.at/s/ComeBack/page/willkommen [AT] // https://covidmemory.lu/ [LU]
Zugegebenermassen sind wir dem Thema Corona wohl alle überdrüssig. Dennoch setze ich die Websiten zu den "Corona-Archiven" hier auf die Liste. Ein Blick zurück auf die erste Welle zeigt (heute bereits verblüffend) mit welcher Energie und positiven Intentionen die Pandemie in Angriff genommen wurde. Die Community-Archive sind dabei eine historische Quelle in the making und ein anderer Blick auf eine aussergewöhnliche Zeit. Die Archive bieten nicht zuletzt auch eine Möglichkeit sich mit dem Potential von Citizen Scientists auseinanderzusetzen.

Last but not least ein e-Learningangebot, das ich mitverantworte und das auch über die Festtage für Abwechslung sorgen kann: Auf www.adfontes.uzh.ch werden hilfswissenschaftliche Fähigkeiten interaktiv vermittelt, neuerdings auch mit einem Modul zur Heraldik.