Geschenktipps (nicht nur) zu Weihnachten

Ewald Grothe, Gummersbach


Wilhelm Bleek: Vormärz. Deutschlands Aufbruch in die Moderne. Szenen aus der deutschen Geschichte 1815-1848, München 2019.
Das Buch von Wilhelm Bleek erzählt die Geschichte des Vormärz in "Miniaturen". Die Geschichte wird hier in Szene(n) gesetzt und punktuell abgetastet. Die liebevoll gestalteten Skizzen ergeben ein ausgewogenes und ansprechendes Gesamtbild. 23 Episoden, ausgehend von einem Ereignis und einem einprägsamen Bild, eröffnen den Blick in ein Kaleidoskop der Epoche zwischen Wiener Kongress und 48er Revolution. Bleek gelingt es sehr anschaulich und mit dem Blick für Details, die Episoden über ein Ereignis mit wissenswerten Fakten zu verknüpfen. So wird die "Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit" der Epoche, ja ihre Ambivalenz deutlich. Dabei wird eindringlich vor Augen geführt, dass mit den politischen, gesellschaftlichen, technologischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Umwälzungen des frühen 19. Jahrhunderts ein unaufhaltsam scheinender "Aufbruch in die Moderne" einsetzte.

Frank-Walter Steinmeier: Wegbereiter der deutschen Demokratie. 30 mutige Frauen und Männer 1789-1918, München 2021.
Es ist inzwischen allzu gut bekannt, dass sich der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aktiv um die Erinnerungskultur in der Bundesrepublik kümmert. Er nutzt viele Gelegenheiten, um erinnerungspolitische Akzente für die Demokratie zu setzen, für Personen, Orte und anlässlich von historischen Daten. Jetzt hat er einen Band mit Porträts von "30 mutigen Frauen und Männern" des langen 19. Jahrhunderts herausgegeben, die als "Wegbereiter der deutschen Demokratie" gelten können. Obwohl die Auswahl keinen Kanon darstellen soll, ist sie klug getroffen, denn die porträtierten Liberalen und Demokraten von Georg Forster über Hedwig Dohm bis zu Hugo Preuß stehen nicht nur für ihren Einsatz für Menschenrechte und Rechtsstaat, sondern sie repräsentieren zugleich auch Themen und Ereignisse, die von der Mainzer Republik und dem Hambacher Fest, über 48er Revolution und Frauenrechte bis zur Weimarer Reichsverfassung reichen. Die lesenswerten Essays setzen ein wertvolles Zeichen in Zeiten bedrohter demokratischer Werte.

Jens Hacke: Liberale Demokratie in schwierigen Zeiten. Weimar und die Gegenwart, Hamburg 2021.
In Zeiten der Verunsicherung mehren sich die Bücher über die Demokratie als Staats- und Lebensform zugleich aber auch als Ideengehäuse. Jens Hacke hat zwölf Studien zur Ideengeschichte der Weimarer Republik in einem handlichen Sammelband zusammengefasst. Die Aufsätze aus den letzten acht Jahren zeigen zugleich Fragilität wie Wehrhaftigkeit der liberalen Demokratie in Zeiten gravierendster Bedrohung. Wer Hackes Ausführungen zur Debatte über Liberalismus und Demokratie in der Weimarer Epoche liest, gewinnt einen tiefen Einblick in die Ernsthaftigkeit und Tiefe der Debatte, deren Erkenntnisse weit über Weimar hinausreichen und verdeutlichen, wie aktuell die Fragestellungen und Einsichten von damals noch heute sind. Den Vordenkern der liberalen Demokratie Weimars wieder Gesicht gegeben und Gewicht verliehen zu haben, ist der bleibende Ertrag des Bandes.

Gerhart Baum: Freiheit. Ein Appell, München / Salzburg 2021.
Der frühere Bundesinnenminister und bekennende Sozialliberale Gerhart Baum legt zum wiederholten Mal ein engagiertes Bekenntnis zur Freiheit, einem der zentralen Werte der liberalen Demokratie vor. In acht Kapiteln und auf gut 150 Seiten zeigt Baum auf, welchen Bedrohungen und unkontrollierbar scheinenden globalen Entwicklungen die Freiheit heute ausgesetzt ist. Es ist ein Appell gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, gegen die Weltkonzerne Google, Facebook und Amazon, aber auch eine mahnende Stimme gegen Verschwörungstheorien und Demokratiefeinde. Das Buch bleibt aber nicht im "Anti"-Modus hängen, sondern appelliert an den demokratischen Instinkt des informierten und engagierten Staatsbürgers, der sich aktiv für die Werte unserer Demokratie einsetzt und so das Grundgesetz mit Leben füllt. Baums Credo lautet, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist und von jeder Generation aufs Neue erfahren und verteidigt werden muss.