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Rezension von:
Jürgen Zarusky
Institut für Zeitgeschichte München - Berlin
Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Zarusky: Neuerscheinungen zu Stalin (Rezension), in: sehepunkte 6 (2006), Nr. 10 [15.10.2006], URL: https://www.sehepunkte.de
/2006/10/8357.html


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Diese Rezension ist Teil des Forums "Neuerscheinungen zu Stalin" in Ausgabe 6 (2006), Nr. 10

Neuerscheinungen zu Stalin

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Unter den zahlreichen jüngeren Publikationen zu Stalin und seiner Zeit nimmt die Stalin-Biografie des seit 1998 in Oxford lehrenden Russlandhistorikers Robert Service ohne Zweifel einen besonderen Rang ein. Service zählt zu den produktivsten über die Sowjetunion arbeitenden westlichen Historikern und hat sich vor allem als Lenin-Biograf einen Namen gemacht. [1] Er ist ein Kenner der russischen Archive, pflegt die Tugend der Russland-Neugier auch als regelmäßig Reisender. Die Recherchen für sein Stalin-Buch führten ihn bis nach Abchasien, wo der Generalsekretär seine Schwarzmeer-Datscha hatte und Zitronen- und Eukalyptusbäume pflanzte, wenn ihm die Politik Zeit dazu ließ. Zu den Qualitäten von Service zählt überdies, dass er ein Stilist von hohen Graden ist, der nicht nur anschaulich zu erzählen, sondern auch analytische Erkenntnisse pointiert zu präsentieren versteht. Wo Simon Sebag Montefiore sich "Am Hof des roten Zaren" häufig im Kreml-Geschwätz verliert, ist Service, meist erfolgreich, bemüht, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Er tut das in 55 nicht allzu langen Kapiteln, die fünf Abschnitten zu den einzelnen Lebensphasen zugeordnet sind: Stalin als Revolutionär, als "Leader for the Party", als Despot, als Kriegsherr und schließlich als "Imperator". Diese Einteilung ist einleuchtend, wenn auch nicht unbedingt überraschend. Sie orientiert sich, obwohl Service auch die Privatperson Iosif Džugašvili zeigt, an Stalins politischer Tätigkeit, was bei einem animal politicum seines Kalibers nahe liegend ist. Und die Darstellung der politischen Persönlichkeit Stalin ist es auch, die dieses Buch besonders auszeichnet. Sie setzt sich deutlich ab von den Deutungsmustern, die vor allem Trotzki mit nachhaltiger Wirkung in Umlauf gebracht hat. Trotzki sah in Stalin den mediokren Vollstrecker der antirevolutionären Interessen einer bürokratischen Kaste. "Er ist weder ein Denker, noch ein Schriftsteller, noch ein Redner", schrieb er über ihn. "Er ist in den Besitz der Macht gekommen, bevor noch die Massen gelernt hatten, bei den triumphalen Aufmärschen auf dem Roten Platz seine Figur von anderen überhaupt zu unterscheiden. Stalin riss die Macht an sich, nicht aufgrund persönlicher Leistungen, sondern mithilfe eines unpersönlichen Apparates. Und es war nicht er, der diesen Apparat geschaffen hatte, sondern der Apparat hatte ihn geschaffen. [...] Stalin stand an der Spitze dieses Apparates von dem Moment an, wo er die Nabelschnur, die den Apparat noch mit der Idee verband, durchschnitt, womit der Apparat auf sich selbst gestellt blieb." [2]

Ein ebenso gesichts- wie talentloser Techniker der Macht, der sich von der revolutionären Tradition, wie Trotzki sie durch Lenin und nicht zuletzt durch sich selbst verkörpert sah, abgewandt hatte, zum Vollstrecker der "thermidorianischen Reaktion" wurde und sich verhielt wie ein "Kinto", ein Angehöriger der Tifliser Unterwelt, an der Macht - das war das Bild, das Trotzki von Stalin zeichnete, und das aufgrund seiner Autorität als historischer Akteur und seiner beträchtlichen rhetorischen und schriftstellerischen Fähigkeiten ziemlich einflussreich geworden ist. Als antiintellektuellen Apparatschik , als "tovarišč kartotek" ("Genosse der Karteikästen") sieht etwa auch Heinz-Dietrich Löwe, der erste deutsche Historiker, der sich an eine Stalin-Biografie gewagt hat, den von ihm Porträtierten, obwohl er ihn - ganz im Gegensatz zu Trotzki - als Marxisten und Revolutionär sehr ernst nimmt. [3]

Zahlreich sind auch die, allerdings keineswegs allein auf Trotzki zurückzuführenden, "thermidorianischen" Deutungen Stalins, die mehr oder weniger explizit von seiner heimlichen Abkehr vom Marxismus ausgehen, und ihn wahlweise als bürokratischen Herrscher, als russisch-nationalistischen Konvertiten oder als Agent der Modernisierung eines zurückgebliebenen Landes verstehen, wobei sich diese Sicht wahlweise mit einem etwas aus der Mode gekommenen verständnisvollen Fortschrittsoptimismus oder einer aktuellen, kulturalistisch inspirierten Modernitätsskepsis verbinden lässt. Service schlägt in diesem Gestrüpp von Deutungsrichtungen den Pfad einer konsequenten Historisierung ein. Mit steilen Thesen oder sensationellen Neuentdeckungen wartet er nicht auf, doch er rückt manches zurecht, justiert, wägt ab und kommt so zu einem vielschichtigen und überzeugenden Bild, einem Profil von seltener Präzision und Anschaulichkeit.

Was den frühen Stalin betrifft, macht Service deutlich, dass der Sohn eines trunksüchtigen, Frau und Kind gegenüber gewalttätigen und früh verstorbenen Flickschusters einen durchaus beträchtlichen Bildungsweg zurückgelegt hat. Der Ehrgeiz seiner Mutter war es, dass er Priester werden sollte, und er schaffte den Sprung vom heimatlichen Gori auf das orthodoxe Priesterseminar in Tiflis - die einzige Bildungschance, die sich einem Jugendlichen seiner Herkunft bot. Als er kurz vor den Abschlussprüfungen das Seminar verließ, um Revolutionär zu werden, hatte er sich eine solide intellektuelle Basis erworben, die weit über den im Seminar vorgezeichneten Horizont hinausreichte. "He was dedicated to self-improvement through daily study. [...] He was obviously capable of going to university and had an acute analytical mind", schreibt Service.

Durchaus mit Erfolg hatte Džugašvili sogar einige erste Gehversuche als Poet in seiner georgischen Muttersprache unternommen. Der Bildungsdünkel, mit dem der ukrainische Gutsbesitzersohn und Musterabiturient Trotzki auf das Proletarierkind Džugašvili herabschaut [4], ist vor diesem Hintergrund - und für einen Sozialisten zumal - doch erstaunlich. Auch im Rahmen der bolschewistischen Partei war Stalin keineswegs der Niemand, als den sein Rivale ihn hinstellt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte er sich einen Platz "At the Centre of the Party" erobert, wie ein Kapitel bei Service überschrieben ist. 1912 war er als Vollmitglied in das Zentralkomitee der Bolschewiki kooptiert worden. Nach der Februarrevolution und der durch sie ermöglichten Rückkehr aus Ostsibirien, wohin er 1913 verbannt worden war, nahm Stalin als ZK-Mitglied und als einer der Redakteure der "Pravda" eine wichtige Rolle ein. Zweifellos gehörte er nicht in die erste Reihe der Revolutionäre und hätte ohne Lenin gewiss "den Oktober verpaßt", aber das gilt für die meisten anderen Mitglieder der bolschewistischen Führung ebenso. Im Unterschied zu einigen von ihnen, besonders Sinov'ev und Kamenev, zögerte Stalin keine Sekunde, sich Lenins Aufstandsplänen anzuschließen und konnte so später glaubwürdig - und wahrscheinlich auch in dem Maße, wie er dazu fähig war, ehrlich - behaupten, er sehe sich als Lenins Schüler. Dabei vertrat er aber, wie Service hervorhebt, durchaus seine eigenen Standpunkte gegenüber Lenin, nicht nur in der bekannten Nationalitätenfrage. Grund für ein politisches Zerwürfnis war dies indes nicht. In Lenins so genanntem "Testament" wird Stalin denn auch ausschließlich wegen seiner "Grobheit" kritisiert, die auch vor Lenins Frau Nadežda Krupskaja nicht halt gemacht hatte. Service berichtet auch diese berühmte Episode mit einer leichten Änderung des Blickwinkels, indem er Stalins Versöhnungsversuche hervorhebt, die freilich wegen des unnachgiebigen und stolzen Tons, den er dabei anschlug, eher kontraproduktiv waren. Lenins Empfehlung, Stalin als Generalsekretär abzusetzen, wurde nach seinem Tod der bolschewistischen Führung bekannt gemacht, aber nicht umgesetzt. Stalin wiederum wurde zum wichtigsten Initiator des Leninkults, womit er sich zugleich eine Plattform für seine spätere eigene mythische Überhöhung schuf.

Letztlich hatte Lenin den Nagel schon auf den Kopf getroffen. Stalin war ein Grobian, ein Mensch mit schweren psychischen Defekten. Er verfügte zwar durchaus über Charme und ließ ihn gerne auch auf Frauen wirken, aber zu wirklichen Bindungen scheint er unfähig gewesen zu sein, obwohl er zweimal verheiratet war. Im Juli 1906 hatte er Ketevan Svanidze geheiratet - übrigens mit allen kirchlichen Zeremonien, obwohl er zu dieser Zeit schon ein polizeilich gesuchter Berufsrevolutionär war. Sie gebar im März 1907 den Sohn Jakov, starb aber schon Ende desselben Jahres urplötzlich. Stalin trauerte aufrichtig, kümmerte sich aber in keiner Weise um sein Kind, das bei Verwandten aufwuchs. Nach einigen Bekanntschaften und einer längeren Liaison in der sibirischen Verbannung, heiratete Stalin schließlich 1918 Nadežda Allilueva, die nach der Revolution als seine Sekretärin gearbeitet hatte. Das Paar hatte zwei Kinder, den Sohn Vasilij und die Tochter Svetlana. Diese Ehe endete tragisch, Nadja nahm sich 1932 am 15. Jahrestag der Oktoberrevolution das Leben. Service ist auch hier um Fairness bemüht und weist auf die psychischen Probleme, die sie quälten, ohne indes zu verhehlen, dass Stalins Haltung seiner Frau gegenüber - am Abend ihres Todes etwa flirtete er in ihrer Gegenwart mit der attraktiven Natalja Jegorova - auch zu diesem Schritt beigetragen hat.

Stalins Egozentrik, die seine familiäre Tragödie zu einem Gutteil verursacht hatte, wurde durch Nadjas Tod nicht gemindert: Bald danach erhob er postum Vorwürfe gegen sie, weil sie ihn und die Kinder auf diese Weise verlassen hat. Noch tödlicher war diese Egozentrik aber in der Paarung mit seinem ideologischen Dogmatismus: Millionen von Opfern der Hungersnot, die infolge der Zwangskollektivierung die Ukraine, Teile Südrusslands und Kasachstans in ein Massengrab verwandelte, mussten das erfahren. Service hat für Stalins "Revolution von oben" (Tucker), die Kombination aus forcierter Industrialisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft, den treffenden Begriff "Terror-Economics" gefunden. Irgendwie war auch das zusammen mit dem dazugehörigen kulturrevolutionären Element, eine Form von Modernisierung. Was für eine Art von Modernisierer Stalin war, beschreibt Service in dem Abschnitt "Modernity's Sorcerer", einem analytischen Glanzstück. Ganz ohne terminologisch-theoretische Hochrüstung zeigt der Biograf hier, aus welch gegensätzlichen Elementen - modernistischen, aber auch in ein ideologisches Gewand gekleideten archaisch-abergläubischen - Stalins Weltsicht und Politik komponiert waren. Mit Konzepten der Moderne allein, auch solchen, die die Ambivalenz der Moderne hervorheben, ist der Stalinismus daher nicht zu fassen.

Die entscheidende Rolle Stalins im Großen Terror ist durch die Archivfunde der letzten eineinhalb Jahrzehnte klar belegt. Auch Service unterstreicht sie und betont, dass der Terror einer spezifisch Logik gefolgt sei. Nach den von ihm herbeigeführten sozialen Umbrüchen und den Opfern, die er der Bevölkerung abgefordert habe, habe Stalin allen Grund zur Furcht gehabt. Den Gedanken Oleg Chlevnjuks aufgreifend, die Beobachtung des Spanischen Bürgerkriegs und die sich zuspitzende internationale Situation der Jahre 1936/37 hätten den Terror ausgelöst, meint Service: "So if his reaction to the Civil War in Spain was the match, the entire political and social situation in the USSR over the past few years was the tinderbox." (348). Welches Spiel Stalin 1939 spielte, wird indes weniger klar. Service beschreibt Stalins Furcht vor einer Isolation und das seiner Ansicht nach wenig überzeugende Werben Großbritanniens und Frankreichs um die Sowjetunion als Hauptgründe für den Hitler-Stalin-Pakt. Dabei übersieht er zwei wichtige Faktoren: Zum einen hatte Stalin sich schon seit Jahren immer wieder um eine politische Übereinkunft mit dem nationalsozialistischen Deutschland bemüht und diese Avancen Anfang 1939 wieder verstärkt aufgenommen, insbesondere mit der so genannten "Kastanienrede" auf dem 18. Parteitag im März. Zum anderen hatte die Partnerschaft mit Hitler für Stalin den Vorzug, dass sie die Aussicht auf eine imperialistische Expansion in Osteuropa eröffnete.

Dass der Kremlherr dabei letztlich einer Fehlkalkulation aufgesessen war, ist bekannt. Am 22. Juni 1941 überschritten deutsche Truppen die durch den Hitler-Stalin-Pakt erst geschaffene lange gemeinsame Grenze und Stalin wurde gezwungenermaßen wieder zum Antifaschisten. Dass er zum Sieger über Hitler wurde, ist indes keineswegs allein seinem Feldherrngenie zuzuschreiben, wie das die stalinistische Legende will. Die entschiedene Kampfbereitschaft des Großteils der sowjetischen Bevölkerung, die sofort einsetzende, massive westliche Hilfe und die Talente der führenden Militärs - auf deren Rat zu hören, Stalin nolens volens lernte, ganz anders als Hitler - spielten eine große Rolle, allerdings auch die von Stalin forcierte Industrialisierung der UdSSR seit Ende der 20er-Jahre, die neue Industriezentren weitab vom Zugriff des Angreifers hervorgebracht hatte.

Der Große Vaterländische Krieg, daran lässt Service keinen Zweifel, wurde von Stalin stets als Kampf um die eigene Macht geführt. Die in der Bevölkerung verbreiteten Hoffnungen auf eine Liberalisierung nach dem Sieg wurden dementsprechend bitter enttäuscht, und auch die partizipativen Ansätze in der politischen Führung wurden schnell wieder eingedämmt. So durfte Marschall Žukov die Siegesparade auf einem Schimmel anführen, weil Generalissimus Stalin beim Proberitt vom Pferd gefallen war, bald danach jedoch wurde er auf zweitrangige Positionen verwiesen; Nikolaj Voznesenskij, Politbüro-Mitglied und Organisator der Kriegswirtschaft, wurde im Zuge der "Leningrader Affäre" verhaftet und erschossen; und Stalins alter Gefährte Molotov musste sich schließlich für seine Stimmenthaltung bei der Abstimmung über die Verhaftung seiner Ehefrau Polina Žemčušina entschuldigen. Weil sie die erste israelische Botschafterin in der UdSSR, Golda Meir, 1948 mit besonderer Freundlichkeit begrüßt hatte, war Molotovs Gattin zum Zielobjekt des antisemitischen Wahns geworden, dem Stalin in seinen letzten Lebensjahren freien Lauf ließ.

Auch die Schauprozesse in den neu etablierten "Volksdemokratien" hatten eine deutliche antisemitische Note. Die Formel "Communist parties were constrained to select a Jew from among their midst, put him on show trial and execute him" (518), ist allerdings zu simpel. Den Titoismus als neues Universalfeindbild und Inbegriff nationalkommunistischer Häresie lässt Service völlig außer acht und steht daher diesen Prozessen etwas ratlos gegenüber (519). Generell fällt seine Darstellung der Nachkriegszeit im Vergleich mit den vorangegangenen Kapiteln etwas ab. Stalin saß nun an vielen internationalen Hebeln, die Service nicht alle im Blick hat. So kommt etwa die Deutschlandpolitik so gut wie gar nicht vor. Das ist nicht allein aus deutscher Sicht bedauerlich, sondern auch, weil das geteilte Deutschland als Nahtstelle zwischen den entstehenden Blöcken des Kalten Krieges ein nicht ganz unbedeutender Schauplatz Stalin'scher Politik war. Bei der Darstellung von Stalins Sterben und Tod kommen dagegen die schriftstellerischen Qualitäten des Autors wieder voll zur Geltung. Die Lebensgeschichte des georgischen underdogs zu schreiben, der vom Revolutionär zum Funktionär und dann für ein Vierteljahrhundert zum Alleinherrscher der Sowjetunion und schließlich in den letzten Jahren seines Lebens zu einem der mächtigsten Männer der Welt wurde, ist eine gewaltige Herausforderung. Service hat sie angenommen und ist ihr, ungeachtet einiger Monita, in respektgebietender Weise gerecht geworden.

Yoram Gorliizki, der an der Universität von Manchester russische Geschichte lehrt, und Oleg Khlevniuk (Chlevnjuk), wissenschaftlicher Mitarbeiter am RGSAPI, dem einstigen Parteiarchiv der KPdSU, und einer der profiliertesten russischen Stalinismusforscher, haben mit "Cold Peace" eine äußerst aufschlussreiche Analyse der Machtstruktur des Spätstalinismus vorgelegt, die auf umfangreichem, zum Teil ganz neu erschlossenen Quellenmaterial beruht. Wie Service sehen auch Gorlizki und Khlevniuk Stalin als Machtmenschen, der bis zu seinen letzten Tagen die Zügel fest in der Hand hielt. Jurij Žukovs spekulative Behauptungen über eine angebliche Entmachtung Stalins durch ein Triumvirat aus Bulganin, Berija und Malenkov im Februar 1951 [5] widerlegt das Autorengespann eindeutig, nicht nur, indem es die Kontinuität von Stalins Herrschaftsmonopol aufzeigt, sondern auch indem Žukovs "Schlüsselquelle", die Politbüroentscheidung, die die Ausfertigung von Regierungsbeschlüssen im Namen des Generalsekretärs durch die drei Genannten ermöglichte, als das gezeigt wird, was sie war: eine verwaltungstechnische Maßnahme mit Rücksicht auf Stalins häufigere und längere Aufenthalte am Schwarzen Meer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Stalin bei der Absicherung seines persönlichen Machtmonopols vor neuen Herausforderungen. Im Krieg waren Aufgaben und Befugnisse in so hohem Maße in der politischen Spitze konzentriert worden, dass die Struktur des Herrschaftssystems geradezu amorph erschien. Marschall Žukov beklagte sich einmal darüber, es sei nicht mehr zu erkennen, in welchem Entscheidungsgremium man sich jeweils befinde. Für Friedenszeiten war ein solches System nicht tauglich. Das Staatliche Verteidigungskomitee, das politische Spitzengremium während des Krieges, wurde im September 1945 aufgelöst, und im Februar 1947 wurde eine neue Struktur eingeführt. Rein administrative und ökonomische Angelegenheiten wurden an den Ministerrat überwiesen, während die eigentlich politischen Fragen Prärogative des Politbüros blieben. Tatsächlich aber war das Politbüro nur eine Fassade und keineswegs ein Gremium gleichberechtigter Mitglieder. Seine Beschlüsse wurden in Wirklichkeit von Stalin und seinem vier oder fünf Mitglieder umfassenden engeren Kreis gefasst. Für Stalin, der auf die 70 zuging und es seit dem Großen Terror Mitte der 30er-Jahre mit enormen physischen und psychischen Belastungen zu tun gehabt hatte, kam es nun entscheidend darauf an, die nach ihm mächtigsten Politiker der Sowjetunion im Zaum oder genauer gesagt: in völliger Abhängigkeit zu halten, zumal er sich im Alter monatelange Abwesenheiten von Moskau gönnte. Unabhängige Machtkerne duldete er nicht; ihre Entstehung erstickte er nicht nur im Keim, er agierte präventiv. Besonders schmerzhaft bekam das Molotov, sein ältester Kampfgefährte, zu spüren. Er war in der Weltpresse schon als Nachfolger des Generalissimus gehandelt worden und wurde in dessen letzten Jahren nicht zuletzt deshalb zur Zielscheibe von ständigen Attacken und Demütigungen. Auch Anastas Mikojan, dem zweiten Mitglied des Führungszirkels, das auf eine revolutionäre Vergangenheit zurückblicken konnte, blieb Ähnliches nicht erspart. Über Malenkov und Berija, die einer jüngeren Funktionärsgeneration angehörten, hingen die Schatten der "Flieger-" bzw. der "mingrelischen Affäre", die ihre Legitimitätsbasis untergruben und sie verwundbar machten. Während Stalin zwischen 1936 und 1940 nahezu sämtliche nachrevolutionären Politbüromitglieder, die nicht zu seinen treuen Gefolgsleuten zählten, per Schauprozess oder Eispickel ermorden ließ, traf es nach dem Krieg "nur" ein Mitglied dieses gefährlichen Gremiums - Nikolaj Voznezenskij, der im Zuge der von den Autoren detailliert analysierten "Leningrader Affäre" angeklagt und in einem - diesmal allerdings geheimen - stalinistischen Prozess zum Tode verurteilt wurde, obwohl er, ganz anders als Sinov'ev oder Trotzki, ein orginärer "Stalinscher Kader" war. Wegen einiger Kleinigkeiten, bei deren Aufbauschung seine Rivalen in der Führung gerne mithalfen, hatte er das Vertrauen des "vožd'" ("Führers") verloren. Dass dieser nach wie vor in der Lage war, Mitglieder der politischen Führung ermorden zu lassen, war indes ein eindeutiges Signal an alle Übriggebliebenen. Daran, dass Stalin selbst bei der Leningrader Affäre die Regie führte und nicht etwa zum Instrument intrigierender Politbüromitglieder geworden war, lassen die Autoren keinen Zweifel.

Stalin steuerte und bediente sich dabei verschiedener Mittel, unter anderem einer Personalpolitik, die auf eine balance of power in der Führung durch die Förderung jüngerer Politiker abzielte, und der Reform der Parteistrukturen auf dem satzungswidrig erst 1952 stattfindenden 19. Parteitag, auf dem Stalin Molotov noch einmal voller Gehässigkeit angriff. Es war kein reines Vergnügen, Spitzenpolitiker unter Stalin zu sein, und die Lektüre des Buches von Gorlizki / Khlevniuk macht noch eingehender verständlich, warum die spätere KPdSU-Führung trotz aller Nostalgie auf keinen Fall zum Personenkult zurück wollte.

Stalin behielt die Zügel bis zuletzt in der Hand. Der Rückbau des auf zweieinhalb Millionen Häftlinge angeschwollenen GULag nach dem Tod des Diktators hatte sich zwar schon zu dessen Lebzeiten angebahnt. Berija und Malenkov waren sich völlig bewusst, dass die jährliche Verurteilung Hunderttausender wegen Kleinigkeiten kontraproduktiv und der Arbeitseinsatz der Häftlinge letztlich teurer als derjenige freier Arbeiter war. Mit solchen Tatsachen hätte man den "Boss" aber nicht konfrontieren dürfen. Auch die etwas verbesserten ökonomischen Anreize für die Kolchosbauern, die schließlich Anfang der 50er-Jahre als Reaktion auf die erbärmliche Verfassung der sowjetischen Landwirtschaft eingeführt wurden, mussten erst in Stalins Kopf als eigenes Projekt aufscheinen, um Wirklichkeit werden zu dürfen, obwohl es längst auf der Hand lag, dass das Kolchoselend die Produktivität hemmte. Dass die antisemitische Kampagne aus Stalins letzten Lebensjahren, die in der "Ärzteaffäre" gipfelte, unmittelbar nach seinem Tod eingestellt wurde, ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Macht in der Sowjetunion bis zu seinen letzten Tagen ausschließlich in seinen Händen lag und auf seine Ziele ausgerichtet war.

Gorlizki und Khlevniuk beschränken sich auf eine nüchterne und glasklare Analyse. Die Abgefeimtheit Stalins, der auch im Umgang mit sowjetischen Spitzenpolitikern vor keiner sadistischen Niedertracht zurückschreckte, wird aber vielleicht gerade dadurch besonders deutlich. Nichtsdestoweniger hatte er auch nach dem XX. Parteitag von 1956 in der sowjetischen Führung mehr oder weniger heimliche Bewunderer wie etwa den KGB-Chef und späteren Generalsekretär Jurij Andropov, dessen Andenken wiederum von heutigen russischen Führungskreisen gepflegt wird. Andropov meldete Anfang der 70er-Jahre Parteichef Brežnev den Fund der Aufzeichnung einer Rede von Ende 1952, in der Stalin erklärt hatte, Kommunisten, die die Geheimdienste scheel anschauten und Angst davor hätten, sich selbst zu beschmutzen, sollten "Kopf voraus in den Brunnen geworfen" werden. "In dieser Form ist diese Ansicht ein bißchen asiatisch", meinte Andropov dazu, "aber im wesentlichen ist sie jetzt genau so wahr, wie sie es in dem fernen Zeitalter des Personenkults war" (171).

Angesichts der Tatsache, dass Stalins Politik ohne Repression und Terror undenkbar ist, und dass der Generalsekretär diesem Aspekt einen nicht geringen Teil seiner stupenden Arbeitskraft widmete, ist Donald Rayfields Ansatz, die Biografie Stalins mit den Lebensbeschreibungen der sukzessiven Leiter der sowjetischen Geheimpolizei von Dzeršinskij bis Berija und Abakumov und ihren verbrecherischen Taten zu verknüpfen, sicherlich legitim und sinnvoll. Hinter die Behauptung, das Buch sei "An Authoritative Portrait of a Tyrant and Those Who Served Him" - so der Untertitel der englischen Originalausgabe - darf man allerdings getrost ein Fragezeichen setzen. Nicht, dass der Professor für osteuropäische Sprachen und Literatur an der Universität von London nicht eine Menge an Material über das Leben und die rücksichtslose Brutalität Stalins und seiner obersten Geheimpolizisten zusammengetragen hätte, doch was er daraus komponiert hat, vermag nicht zu überzeugen. Seinem Buch fehlt es an innerer Strukturiertheit und einem historisch erklärenden Zugriff. Die Faktenflut über die kommunistisch-stalinistischen Verbrechen, die der Autor auf den Leser herniederrauschen lässt, wird nirgends in analytische Kanäle geleitet. Historische Orientierung verschafft der Blick in dieses Kaleidoskop der Grausamkeiten kaum, und schon gar nicht tun dies Rayfields häufige und zumeist schiefe Vergleiche der stalinistischen Massenverbrechen mit dem Holocaust. "Das Schicksal, das die Kulaken erwartete, war ähnlich grauenhaft wie jenes der polnischen Juden unter Hitler", heißt es da etwa (224). Wirklich? Auch wenn man es unzweifelhaft mit zwei staatlich organisierten Massenverbrechen von enormem Ausmaß zu tun hat, unterscheiden sie sich entgegen Rayfields leichtfertiger Gleichsetzung doch erheblich. Von den drei Millionen polnischen Juden überlebten nur sehr wenige die nationalsozialistische Herrschaft. Bei den Kulaken verhielt sich das anders. Die "Vernichtung der Kulaken als Klasse" war zum Teil ein Massenmord: Zehntausende wurden von so genannten Trojkas zum Tode "verurteilt", wesentlich mehr allerdings wurden in den GULag geschickt. Die meisten der zirka zwei Millionen verfolgten Kulaken indes - auch die Verwandten der zum Tode oder zu Haft Verurteilten - wurden als Sondersiedler in unwirtliche Gebiete des sowjetischen Riesenreichs verbannt. Auch das war ein schreckliches Schicksal; die Transportbedingungen bei den Zwangsumsiedlungen waren grausam und die Sterblichkeit unter den Deportierten war hoch - 1933 erreichte sie mit über 10 Prozent ihren Höhepunkt [6] -, ein "Auschwitz ohne Verbrennungsöfen" war es aber nicht. Ebenso verfehlt ist es, das zahlenmäßig größte der Stalin'schen Verbrechen, die durch die Zwangskollektivierung und exzessive Getreiderequisitionen herbeigeführte Hungersnot der Jahre 1932/33 mit ihren Millionen von Opfern in Anlehnung an die Naziterminologie als "Endlösung der Bauernfrage" zu bezeichnen. Inwieweit die Hungersnot, die die Ukraine sowie Teile Südrusslands und Kasachstans überzog, von Stalin und seiner Entourage zielbewusst herbeigeführt wurde oder die Folge einer verblendeten und verantwortungslosen Politik war, ist nach wie vor eine umstrittene Frage. [7] Klar ist aber, dass niemand daran dachte, sämtliche Bauern der Sowjetunion auszurotten. Nichts anderes als vollständige Vernichtung aber verstanden die Nationalsozialisten unter der "Endlösung der Judenfrage".

Noch problematischer ist es, wenn Rayfield von einem "Holocaust" spricht, der sich von 1918 bis 1922 ereignet habe. Zwar haben der Bürgerkrieg, für den die Bol'ševiki die Hauptverantwortung tragen, und die daraus resultierende Hungersnot Russland in eine tiefe Katastrophe gestürzt, aber der Holocaust war doch etwas ganz anderes als ein Bürgerkrieg. Und vollends in sumpfiges Gelände gerät der Autor schließlich, wenn er - paradoxerweise unmittelbar nachdem er die dominierende Stellung von Mitarbeitern lettischer Nationalität in der Tscheka beschrieben hat - von einer "dominierende[n] Rolle der Juden bei den Morden von 1918-1921" sowie einem "Ausbruch der Gewalt durch Juden gegen Russen" spricht und behauptet, "der Krieg, den die Tscheka und die russische Bourgeoisie gegeneinander führten, war ein Krieg zwischen jüdischen Internationalisten und den Überresten einer russisch-nationalen Kultur" (99). "Eine sehr heikle Frage" sei das, meint Rayfield, aber man müsse die Fakten zu Kenntnis nehmen, und beruft sich dabei auf Alexander Solschenizyn und seine zweibändige Darstellung "Zweihundert Jahre zusammen". Dem hat die Fachkritik inzwischen allerdings vielfach nachgewiesen, dass ihn bei diesem Werk antijüdische Ressentiments stärker geleitet haben als das Bemühen um präzise Darstellung von Tatsachen und um historisches Verstehen. [8] Rayfield indes lässt es hier an jeglicher Kritik fehlen. Seine mangelnde Sorgfalt zeigt sich auch in der Fülle von Faktenfehlern, die sein Buch durchzieht, und bei denen es keineswegs nur um Kleinigkeiten geht. So ist etwa der prominente Tschekist Martin Lacis nicht 1937 als Kommandeur einer paramilitärischen Einheit an einer geplatzten Aorta gestorben (98). Tatsächlich erlitt er genau das Schicksal, das ihm laut Rayfield angeblich erspart geblieben ist: Er wurde 1938 auf dem NKVD-Schießplatz in Butovo bei Moskau erschossen. [9] Weit überhöht ist andererseits die von Rayfield angeführte Zahl der vom NKVD beim Heranrücken deutscher Truppen erschossenen Gefängnisinsassen in Lvov. Einem Kenner der Sowjetunion hätte auffallen können, dass 100.000 Häftlinge für eine Stadt mit etwas mehr als 300.000 Einwohnern reichlich viele sind. Das Massaker, das das NKVD unter den Gefangenen anrichtete, hatte tatsächlich erschreckende Ausmaße, aber keineswegs die von Rayfield angegebenen: Weit über fünftausend Häftlinge wurden ermordet. [10] Rayfields Buch enthält zu viele solcher Fehler und Fehleinschätzungen, als dass man es als einen soliden Beitrag zur Aufklärung über die stalinistischen Verbrechen bezeichnen könnte.

Stalins 50. Todestag am 5. März 2003 hat keine großen Wellen geschlagen, aber doch einige Historikeraktivitäten ausgelöst, die inzwischen zum Teil Buchform angenommen haben. Der von Sarah Davies und James Harris herausgegebene Band "Stalin. A New History" präsentiert im Wesentlichen die überarbeiteten Vorträge einer Tagung der "Study Group on the Russian Revolution", die im Januar 2003 an der Universität von Durham stattfand, wo Sarah Davies lehrt. Der Sammelband spiegelt vor allem die angelsächsische Forschung wider, ergänzt durch Beiträge des Niederländers Erik van Ree und des Russen Oleg Chlevnjuk. In insgesamt 13, thematisch breit gestreuten Aufsätzen, die zu einem erheblichen Teil originäre Forschungsarbeiten sind, werden zentrale Aspekte von Stalins Leben und Politik beleuchtet. Besonders aufschlussreich, weil sie sich ergänzen bzw. kontrovers zueinander stehen, sind hierbei die Untersuchungen, die sich mit Stalins Machtposition befassen. James Harris stellt in seinem Beitrag über Stalin als Generalsekretär die verbreitete These infrage, Stalin habe seine Macht vor allem durch die Besetzung von Kaderpositionen errungen. Das ZK-Sekretariat sei in den ersten Jahren alles andere als eine gut funktionierende bürokratische Einrichtung, vielmehr mit der anfallenden Masse an Arbeit stark überfordert gewesen. Das reine Faktum der Bestallung mit einem Amt habe bei jährlich Tausenden solcher Vorgänge bei den entsprechenden Funktionären keineswegs automatisch eine besondere Nähe und Loyalität zum Generalsekretär erzeugt. Jedoch sei das Sekretariat eine unschätzbare Informationsquelle hinsichtlich der Wünsche und Bedürfnisse der mittleren Funktionärsschicht gewesen. Stalin sei dieser mit seinen Vorstellungen stark entgegengekommen, ganz im Gegensatz zur linken Opposition, die die Basis habe stärken wollen.

Während Harris eine durchaus plausible Akzentverschiebung weg vom Bild des "tovarišč kartotek" ("Genosse der Karteikästen") bietet, gibt J. Arch Gettys Beitrag "Stalin as Prime Minister: power and the Politburo" eher Anlass zum Stirnrunzeln. Das beginnt schon bei terminologischen Widersprüchen: Vorsitzender im Rat der Volkskommissare bzw. des Ministerrats war Stalin erst seit Mai 1941; doch um diese Funktion geht es Getty gar nicht. Er konstruiert vielmehr eine Analogie von den Abläufen moderner Kabinettspolitik zu den Entscheidungsprozessen im Politbüro. Getty meint, es sei erhellend, Parallelen zwischen der Rolle Stalins im Politbüro und derjenigen Margret Thatcher im britischen Kabinett herzustellen. Das Politbüro sieht er dabei als ein Team, das zwar von Stalin dominiert worden, aber nichtsdestoweniger aus mächtigen und eigenständigen Politikern zusammengesetzt gewesen sei, die jeweils über ein eigenständiges institutionelles Hinterland verfügt hätten. Dass es ein offener Widerspruch ist, wenn er einerseits, auf kulturalistisches Instrumentarium zurückgreifend, das Politbüro zu einem Set von "Praktiken" erklärt, das es als solches gar nicht gegeben habe und das für die Mitglieder vor allem die Funktion hatte, die Nähe zu Stalin zu belegen, andererseits aber die Verfügungsmacht der Mitglieder über nachgeordnete Institutionen und Bürokratien hervorhebt, Institutionen hier also durchaus als solche ernst nimmt, das ist dem Autor nicht aufgefallen.

Wahrscheinlich ergibt sich das aus der Stratosphärenperspektive, die der Autor einnehmen muss, um den Globus von so weit oben zu betrachten, dass Unterschiede zwischen Demokratie und Diktatur nicht mehr ins Gewicht fallen und nur noch eine allgemeine Modernität erkennbar ist, die die Parallelen zwischen Maggy und Uncle Joe rechtfertigen soll. Über den Wolken ist die Freiheit ja angeblich grenzenlos, auf dem Boden der Tatsachen indes sind interpretativen Kapriolen Grenzen gesetzt. So lässt sich Gettys These, die Stalin'sche Führungsmannschaft habe in den 20er-, 30er- und 40er-Jahren eine Art von modernem Teamwork betrieben (100), mit unserem heutigen Wissen schlicht nicht in Einklang bringen. Dass, wie Getty anhand statistischer Aufstellungen für das Jahr 1934 zeigt, eine große Zahl von Politbürobeschlüssen ohne Stalins direktes Zutun zustande gekommen ist, besagt wenig, wenn man berücksichtigt, dass ein erheblicher Teil der Entscheidungstätigkeit des Politbüros unter Stalin auf Angelegenheiten von zweit- und drittrangiger Bedeutung entfiel [11], und man sich die Sanktionen vergegenwärtigt, mit denen Eigenmächtigkeiten belegt werden konnten. Und wenn Getty seine These von Stalins Team mit der Behauptung belegen will, dass trotz des Großen Terrors in den 30er-Jahren die Kerngruppe des Politbüros, nämlich Molotow, Kaganowitsch, Ordschonikidse, Mikojan, Andrejew, Woroschilow, unangetastet geblieben sei, muss man doch daran erinnern, dass Ordschonikidse 1937 aus seinem Konflikt mit Stalin, bei dem es u. a. um die Verfolgung seiner engsten Mitarbeiter in der Schwerindustrie ging, nur noch den Ausweg der Selbsttötung sah, dass Kaganowitschs Bruder Julij verhaftet und erschossen wurde, während der andere Bruder, Michail, Volkskommissar für Luftfahrt, es vorzog, sich selbst das Leben zu nehmen, dass Molotow nach dem Krieg gezwungen wurde, sich von seiner Frau Polina scheiden zu lassen und sich nach deren Verhaftung dafür rechtfertigen musste, dass er sich erdreistet hatte, sich bei der Abstimmung über diese Verfolgungsmaßnahme der Stimme zu enthalten. Offenbar ist auch Teamwork nicht immer ein reines Zuckerschlecken. Getty, einstiger Frontmann der Revisionisten, der Mitte der 80er-Jahre glaubte, den Großen Terror mit einem Mechanismus erklären zu können, der stark an das Modell der "kumulativen Radikalisierung" funktionalistischer NS-Historiker erinnert, hält weiterhin an seinen Deutungsmustern fest, obwohl die inzwischen - u. a. durch seine eigenen Editionsbemühungen - zugänglich gewordenen Dokumente eine andere Sprache sprechen. Das Ergebnis ist zwangsläufig zwiespältig und kann nur als ein Verfallsprodukt einer einstmals anregenden und einflussreichen Denkrichtung der Stalinismusforschung bezeichnet werden.

Wie das Zusammenwirken von Stalin und seiner Führungsmannschaft tatsächlich funktioniert hat, erklärt in erfreulicher Klarheit und plausibel Oleg Khlevniuk in seinem Beitrag "Stalin as dictator", der keinen Zweifel daran lässt, dass man es bei Stalin mit einem "starken Diktator" zu tun hat. Wie Getty weist auch Khlevniuk auf Formen kollektiver Entscheidungsfindung hin, die sich aufgrund der langen Abwesenheiten Stalins aus Moskau in den letzten Jahren seiner Herrschaft herausgebildet hätten. Er zeigt aber auch die dichten Kontrollmechanismen auf, mit denen Stalin sein Herrschaftsmonopol absicherte, bis hin zum Abhörenlassen von Mikojan und Molotow durch die Geheimpolizei (noch ein kleiner Beitrag zum Thema "Teamwork"). Solange Stalin lebte, hatten die Formen kollektiver Entscheidungsbildung rein technisch-administrativen Charakter, erst nach dem Tod des Despoten und auch dann erst nach einer dramatischen Übergangsphase, die nicht ohne Blutvergießen (Berija) verlief, wurden sie zum politischen Strukturprinzip einer oligarchischen Parteidiktatur.

In weiteren Beiträgen bietet der Band von Davies / Harris u. a. neue Erkenntnisse über Stalins frühe Jahre im heimatlichen Georgien (Alfred J. Rieber), seine Verankerung in der marxistischen Tradition, die er nach Ansicht von Erik van Ree keineswegs "russifizierte", die Bedeutung und politischen Botschaften der großen Schauprozesse von 1936-1938 (William Chase), Stalins Förderung der Entstehung der sowjetischen Filmindustrie in den 30er-Jahren (Sarah Davies), und schließlich weist Ethan Pollock in seinem Beitrag über den Wissenschaftspolitiker Stalin ("Stalin as a coryphaeus of science") darauf hin, dass die Aufmerksamkeit, die der Generalsekretär wissenschaftlichen Debatten und deren politischer Ausrichtung widmete, ihn auch in seinen späten Jahren als einen intensiv an ideologischen Fragen interessierten Politiker ausweist. Die stereotypen Reklameformeln des Klappentextes ("groundbreaking", "without precedent", "invaluable reading") sind etwas sehr marktschreierisch, aber zweifelsohne bietet der Band eine wichtige Summe der gegenwärtigen Stalin-Forschung und eine Reihe anregender neuer Ergebnisse.

Stärker auf die Vermittlung von Bekanntem ist der von Eva Maeder und Christina Lohm herausgegebene Sammelband "Utopie und Terror" ausgelegt, der die Vorträge einer Ringvorlesung zusammenfasst, zu der die Volkshochschule des Kantons Zürich im Wintersemester 2002/3 schweizer und deutsche Russland- und Stalinismusexperten eingeladen hatte. In knapper, gut lesbarer Form führen die zehn Beiträge in Grundzüge und -probleme der Biografie Stalins und seiner Epoche ein. Zum Teil haben sie eher Überblickscharakter, zum Teil sind sie, wie etwa Eva Maeders anschauliche Skizze der Kollektivierung und des bäuerlichen Lebens im Kolchos, aus aktuellen Forschungsarbeiten erwachsen. Neben Stalins Person und politischem Profil stehen Fragen von Alltag und Kultur im Vordergrund, behandelt wird aber auch die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg (Carsten Goehrke), der Vergleich der Systeme Hitlers und Stalins (Dietrich Beyrau) und "Stalins Erbe" (Stefan Plaggenborg). 31, mit knappen analytischen Bemerkungen versehene Fotografien machen den Gegenstand plastischer. Heiko Haumann hat mit seinem Kniff, die Entwicklung der Sowjetunion in den Jahren 1929-1939 anhand von fünf verschiedenen Lebensschicksalen zu beschreiben, dazu in besonderem Maße beigetragen. Ein Manko der an ein breiteres Publikum gerichteten Veröffentlichung ist, dass sie keinen eigenständigen Beitrag zum Themenkomplex "GULag und Terror" enthält, der zwar in mehreren Beiträgen angesprochen wird, aber - zumal angesichts des Titels des Buches - mehr Beachtung verdient hätte. Auch hätten die Herausgeberinnen angesichts stark differierender Angaben zu den Opferzahlen der Hungersnot von 1932/33 ("etwa 4-6 Millionen Menschen" - Heiko Haumann, 22, "mindestens sieben, vielleicht sogar neun Millionen Menschen" - Heinz-Dietrich Löwe, 76, "schätzungsweise 6 Millionen Menschen" - Eva Maeder, 92) stutzig werden und die Autoren um Präzisierung bitten können. Aufs Ganze gesehen bietet das Bändchen aber einen nützlichen Einstieg in die Problematik des Stalinismus in der Sowjetunion.

Auch in Moskau hat man sich aus Anlass seines 50. Todestages Gedanken über Stalin gemacht. Am 4. März 2003 organisierte das Institut für Russische Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften einen "Runden Tisch" zum Thema "50 Jahre ohne Stalin: Das Erbe des Stalinismus und sein Einfluss auf die Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts". Wenn der gleichnamige Sammelband auch keineswegs die gesamte Breite der russischen Stalinismusforschung repräsentiert - Vortragende waren mit einer Ausnahme ausschließlich Mitarbeiter des Instituts für Russische Geschichte -, gibt er doch einen sehr interessanten Einblick in den gegenwärtigen akademischen "Stalin-Diskurs" in Russland, zumal auch die Diskussion über die einzelnen Vorträge im Wortlaut dokumentiert wird. Dabei ist das Meinungsspektrum von enormer Breite, was die Lektüre des Bandes zuweilen geradezu spannend macht. Die Qualität der knapp gehaltenen Beiträge, die eine Vielzahl von Themen behandeln, ist recht unterschiedlich. Bei einzelnen ist es nicht ganz einfach, der Gedankenführung zu folgen, andere, wie etwa der von Gennadyj Kostyrčenko über Stalins Haltung zur Nationalitätenproblematik, eröffnen aufschlussreiche neue Einsichten über dessen Positionen und ihren Wandel. Aufs Ganze gesehen aber geht es in dem Band weniger um die Präsentation aktueller Forschungsergebnisse als um eine, in den Einzelbeiträgen und den Diskussionen immer wieder zutage tretende Grundsatzdebatte über das historische Selbstverständnis Russlands. Der Herausgeber und Diskussionsleiter Senjavskij macht seinen Standpunkt gleich zu Beginn klar: Er hält Stalin für einen großen Mann, der adäquate Antworten auf die Herausforderungen seiner Zeit gegeben und sein Land weit nach vorne gebracht habe. (5 f.) Die 80er- und 90er-Jahre betrachtet Senjavskij demgegenüber als eine Verfallszeit. (24 und 30) Ein solcher Kontrast setzt natürlich voraus, dass man die Opfer der stalinistischen Diktatur geflissentlich ignoriert. So findet sich etwa in Senjavskijs Ausführungen über die Kollektivierung der Landwirtschaft keine Silbe über die Hungersnot, die dieser folgte (24). Wie das mit dem Anspruch auf historische Objektivität zusammenpasst, den er beständig für sich in Anspruch nimmt, während er Kritikern einen "abstrakten Humanismus" unterstellt, (z. B. 155 f.) bleibt sein Geheimnis. Seine Position ist voller solcher Widersprüche: So verurteilt er die Repressionen der 30er-Jahre als schrecklich und nicht zu rechtfertigen (154 f.); doch wie soll das vereinbar sein mit der Behauptung, Stalin habe adäquat auf die Herausforderungen seiner Zeit reagiert? Schließlich ist nicht von einem kleinen Ausrutscher die Rede, sondern von der absichtsvollen Ermordung Hunderttausender und der Verfolgung von Millionen. Ist das etwa auch eine Form des "Pragmatismus", den Stalin Senjavksij zufolge an den Tag legte?

Auch Jurij Žukovs Vortrag lässt einen guten Stalin erscheinen, der die Sowjetunion in den 30er-Jahren demokratisieren wollte. Dass das durch den Großen Terror unmöglich geworden sei, sei Schuld der "Partokratie" gewesen, die die Massenverfolgungen entfesselt habe (39 und 42). Diese, an frühere westlich-revisionistische Thesen erinnernde Position ist indes mit den Quellenbefunden ebenso wenig vereinbar wie Žukovs Behauptung, Stalin sei 1951 von Bulganin, Berija und Malenkov entmachtet worden (vgl. oben). Boris Ilizarov sieht in solchen Behauptungen völlig zu Recht "das alte Märchen vom guten Zaren" (46).

Dass dieses Märchen wieder Konkjunktur hat, erklärt der vor Erscheinen des Bandes verstorbene Viktor Danilov in einem zusätzlich aufgenommenen Beitrag mit Reaktionen auf den zerstörerischen Charakter der postsowjetischen Reformen und die autoritären Tendenzen der gegenwärtig in Russland herrschenden Kreise. Danilov geht von einer leninistischen Position aus und postuliert, die Errungenschaften der Ära Stalins - vor allem die Industrialisierung, die Hebung des allgemeinen Bildungsniveaus, soziale Maßnahmen und nicht zuletzt den Sieg im Krieg mit Hitlerdeutschland - seien die Folge des mächtigen sozialistischen Impulses der Oktoberrevolution gewesen. In der Ökonomie und im Sozialen habe man nicht wegen, sondern ungeachtet des Stalinismus Fortschritte gemacht. Man kann diverse Einwände gegen diese Position erheben, immerhin aber eröffnet sie einen weitgehend unverstellten Blick auf den stalinistischen Terror, der in Danilovs Beitrag - als Einzigem - ausführlich behandelt wird. Er weist Vladimir Karpov, der 2002 unter dem Titel "Generalissimus" eine apologetische Teilbiografie Stalins veröffentlicht hat, Quellenverfälschungen nach (164 ff.). Dabei ging es Karpov nicht etwa, wie man meinen könnte, um eine Verminderung der Opferzahlen des Terrors, vielmehr stellte er diesen als eine durchaus berechtigte Maßnahme gegen die allzu vielen Juden in der Partei dar, die die guten Ansätze der bolschewistischen Partei systematisch verdorben und ins Absurde getrieben hätten. 90 Prozent der verurteilten "Volksfeinde" seien Juden gewesen, die nach Meinung Karpovs zu Recht für ihre Untaten bezahlen mussten. Tatsächlich waren, wie Danilov quellengestützt zeigt, 2,1 Prozent der mehr als 1,4 Millionen im Großen Terror Verfolgten jüdischer Herkunft (165). Dass es gewissenlos ist, die durch Folter der stalinistischen Justiz erzwungenen Selbstbezichtigungen für bare Münze zu nehmen, macht Danilov ebenfalls in aller Klarheit deutlich (163).

Nicht wenige Stalinopfer identifizierten sich ungeachtet ihres Schicksals mit ihrem Verfolger, ein Phänomen, das bis heute Rätsel aufgibt - und bis heute nachwirkt.

I. A. Kurlandskij führte das Beispiel der Tochter von Stalins persönlichem Sekretär Poskrebyšev an, deren Mutter auf Stalins Weisung verhaftet und erschossen wurde. Noch fünf Jahrzehnte nach Stalins Tod erklärte die Tochter in einer Fernsehsendung über diesen: "Ich verehre ihn zutiefst. Ich halte ihn für einen großen Staatsmann." (154). Die Wurzeln solchen Denkens wurden in den Reaktionen deutlich, die Kurlandskijs Statement hervorrief, es gehe nicht an, den menschlichen Faktor aus der Betrachtung der Geschichte zu eliminieren. Für ihn, Kurljandskij, sei dieser das wichtigste, und daraus ergebe sich eine eindeutige Position zum Stalinismus. Er sehe hier nur "vernichtete Seelen, vernichtete Menschen, zerstörte Talente, verpasste Chancen, versäumte Möglichkeiten, auch bei der Industrialisierung, auch bei der Vorbereitung auf den Krieg usw." Die erste der heftigen Repliken, die er sich damit einhandelte, kam aus dem Publikum: In jedem beliebigen Land, meinte ein nicht identifizierter Redner, würden die größten Errungenschaften in den Epochen der blutigsten Herrscher erzielt. Das sei kein Stalin'sches, sondern ein in aller Welt zu beobachtendes Phänomen, für das er Napoleon und Dschingis Khan als Beispiele anführte (154). Warum der Redner nicht auch noch Hitler nannte, muss Spekulation bleiben.

Die russische Debatte über Stalin - auch die akademische - steckt voller Mythen und Legenden, und man trifft hier zuweilen auf reichlich trübes Gedankengebräu. In nicht wenigen Historikerköpfen hat der Stalinismus immer noch ein recht gemütliches Zuhause, das tapfer gegen die Zumutungen der jüngeren Quellenfunde und Forschungsergebnisse verteidigt wird. Zugleich ist in den letzten anderthalb Jahrzehnten eine Reihe russischer Historiker auf den Plan getreten, die Erforschung der Ära Stalins mit Hingabe und auf höchstem professionellen Niveau betreibt. Das besondere Verdienst des von Senjavskij herausgegebenen Bandes ist es, in aller Offenheit die Bandbreite der aktuellen Standpunkte zu veranschaulichen. Dieser Pluralismus ist ein Plus und zeigt, dass sich die russische Historiografie, was die Meinungsfreiheit betrifft, von den Traditionen des Stalinismus verabschiedet. Das haben Boris Ilizarov und Aleksandr Senjavskij, ansonsten scharfe Opponenten, gleichermaßen betont. Andererseits ist dieser Pluralismus nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass in jüngerer Zeit massiv eine stalinapologetische Historiografie auf den Plan tritt, an deren Wissenschaftlichkeit zu zweifeln aller Anlass besteht. Im Westen befindet man sich auf festerem Boden; es ist ja auch leichter, sich mit einer Geschichte auseinanderzusetzen, in der man nicht selbst "drinsteckt". Grund zu Hochmut besteht hier ebenfalls nicht: Vor allem Restbestände überholter revisionistischer Glaubenssätze und allzu grobschlächtige Totalitarismusinterpretationen behindern in der westlichen Forschung eine präzise Wahrnehmung des Phänomens "Stalin". Eine der aussichtsreichsten Perspektiven für das historische Verstehen einer Vergangenheit, die einen immer wieder fassungslos machen kann, besteht in den immer öfter zu beobachtenden internationalen Forschungskooperationen. Auf seine ganz eigene Weise war Stalin ein Internationalist. Daran wird sich auch die Stalin-Forschung orientieren müssen.


Anmerkungen:

[1] Robert Service: Lenin. Eine Biographie, München 2000.

[2] Leo Trotzky: Stalin. Eine Biographie, Köln u. a. 1952, 11.

[3] Heinz-Dietrich Löwe: Stalin. Der entfesselte Revolutionär, Göttingen 2002. Vgl. auch Löwes biografische Skizze in dem oben angezeigten Sammelband von Eva Maeder und Christian Lohm.

[4] Trotzky: Stalin, 33-42 (wie Anm. 2).

[5] Jurij Žukov: Tajny Kremlja. Stalin, Molotov, Berija, Malenkov, Moskau 2000, 544-550; vgl. auch Žukovs Statement in Senjavskij, 50 let bez Stalina, 53.

[6] T. V. Carevskaja-Djakina: Vvedenie, in: dies. (Hg.): Specpereselency v SSSR. (= Istorija Stalinskogo GULAGa. Konec 1920-ch - pervaja polovina 1950-ch godov Bd. 7), Moskau 2004, 23-94, hier 42.

[7] Den aktuellsten Überblick bietet die Sondernummer der Zeitschrift "osteuropa" "Vernichtung durch Hunger. Der Holodomor in der Ukraine und der UdSSR" = Heft 12/2004.

[8] Vgl. z. B. die Rezension von Leonid Luks in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 6, URL: http://www.sehepunkte.de/2004/06/6385.html .

[9] Butovskij poligon. 1937-1938 gg. Kniga pamjati žertv političeskich repressij. Vypusk 6, Moskau 2002, 284-303.

[10] Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941-1944. Organisation und Durchführung eines stalinistischen Massenverbrechens. München 1996, 55.

[11] Das belegen die mittlerweile veröffentlichten Tagesordnungen des Politbüros: G. M. Adibekov / K. M. Anderson (Hg.): Politbjuro CK RKP (b) - VKP (b). Povestki dnja zasedanij 1919-1952. V trëch tomach, Moskau 2000-2001.

Jürgen Zarusky