Rezension über:

Christoph Marx (Hg.): Jugend und Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika (= Periplus. Jahrbuch für außereuropäische Geschichte; 12 [2002]), Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2003, VII + 228 S., ISBN 978-3-8258-6319-7, EUR 17,90
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Rezension von:
Ulrich van der Heyden
Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte
Redaktionelle Betreuung:
Jürgen Zimmerer
Empfohlene Zitierweise:
Ulrich van der Heyden: Rezension von: Christoph Marx (Hg.): Jugend und Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika, Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2003, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 1 [15.01.2004], URL: https://www.sehepunkte.de
/2004/01/3744.html


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Christoph Marx (Hg.): Jugend und Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika

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Auf eine stolze Anzahl von zwölf Bänden kann das Jahrbuch für außereuropäische Geschichte, bislang herausgegeben von D. Rothermund für den Arbeitskreis "Außereuropäische Geschichte", zurückblicken. Nach wie vor ist es eines der wenigen deutschsprachigen Periodika, die sich Themen der überseeischen, oder besser der außereuropäischen Geschichte zuwenden. Zumeist sind die Jahrbücher ausgewählten Themenbereichen gewidmet. Ergänzt werden sie durch Informationen zu relevanten Konferenzen, Neuerscheinungen sowie mit Berichten zur zumeist neueren Historiografie ausgewählter Themen aus den hier aufgenommenen inhaltlichen Schwerpunkten. Die Historiografie-Beiträge müssen nicht mit den Themenschwerpunkten korrespondieren, so wie im 12. Jahrgang von "Periplus", in dem Dagmar Hellmann-Rajanayagam die neueste Literatur zum Bürgerkrieg in Sri Lanka vorstellt. Denn gewidmet sind die neun Hauptbeiträge dieser Ausgabe einem afrikanischen Thema, nämlich der Rolle der Jugend in den Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika. In der Einleitung zu dieser Ausgabe begründet C. Marx mit folgenden Argumenten die Wahl der Thematik: "Die Jugendlichen, die als bewaffnete Kämpfer, als Aktivisten und Organisatoren dem Widerstand seine materielle Gewalt verleihen, repräsentieren die neue Ordnung, die Zukunft, welche auf den Trümmern des Alten errichtet werden soll, und gleichzeitig sind sie darauf angewiesen, von der älteren Generation, die die Strukturen und Institutionen beherrscht, akzeptiert zu werden. Jede Befreiungsbewegung geriert sich gegenüber dem kolonialen System als das Neue und muss intern Generationskonflikte entschärfen oder austragen" (1).

Bei den hier behandelten Themenbreichen handelt es sich um Auseinandersetzungen, vorgetragen von verschiedener Autoren, zu Fragestellungen aus dem Gender-Bereich mit Beispielen aus der jüngeren Geschichte Mosambiks, Zimbabwes, Namibias und Südafrikas. Ziel ist es, den Transformationsprozess von Befreiungsorganisationen zu Parteien an der Macht in Afrika deutlich und auf die dabei zu Tage tretenden vielfältigen Problemstellungen aufmerksam zu machen.

Im Mittelpunkt stehen biografische Skizzen sowie kurze Darstellungen von Problemen aus dem antikolonialen Befreiungskampf beziehungsweise aus dem Kampf gegen das Apartheidregime bis Anfang der 90er-Jahre. Insbesondere werden diese unter dem Gesichtspunkt der Beteiligung der jungen Generationen abgehandelt. Die kurzen, aber kompakten Studien spiegeln ein recht breites Panorama vielfältiger politischer Aktivitäten und Erfahrungen aus der "Kampfzeit" wieder. Umso unverständlicher ist es, wenn diese Erfahrungen heute von den ehemaligen Führern der Befreiungsbewegung nicht mehr gefragt zu sein scheinen.

Auf die Inhalte aller Beiträge im Einzelnen kann nicht eingegangen werden. Erwähnt seien nur die Aufsätze, die direkt Themen aus der Republik Südafrika berühren. Bernd Kastner beschäftigt sich recht ausführlich mit der organisatorischen und programmatischen Entwicklung der Befreiungsbewegungen, also nicht nur des 'African National Congress' (ANC), in Südafrika. Er stellt einen der bekanntesten Aktivisten des Apartheid-Kampfes vor, Steve Biko, der das Schlagwort der 'Black Consciousness' prägte. Direkt der schwarzen Jugendkultur, als Bestandteil des Widerstandes, widmet sich in einem Aufsatz Manfred Öhm. Der Autor schildert das Leben in den verschiedenen Anti-Apartheid-Organisationen im Detail, skizziert deren Entstehung und macht auf einige wichtige Probleme im illegalen Kampf aufmerksam. Insbesondere konzentriert er sich auf die 'United Democratic Front' (UDF). Sowohl die Entstehung, als auch die Methoden sowie die Struktur dieser Anti-Apartheid-Organisation werden unter Verwendung der wichtigsten Standardliteratur dargelegt, ohne sich in allzu viele Einzelheiten zu verlieren.

Der für diesen Band zuständige Christoph Marx präsentiert ein Dokument zum Schüler-Aufstand von Soweto 1976. Außerdem bietet er einige wichtige bibliografische Angaben zur Thematik. Man kann sich fragen, ob dies wirklich die wichtigste Fachliteratur zur Problematik ist: nützliche Hinweise zur Vertiefung der Kenntnisse über den Befreiungskampf im südlichen Afrika enthält die empfohlene Literatur allemal.

In einem Aufsatz unter dem Titel "Globalgeschichte und Geschichte der Globalisierung" begründet Rothermund überzeugend, warum er die äußereuropäische Geschichte stets als einen wichtigen Bestandteil der Globalgeschichte angesehen hat, die weiter zurückreicht, als die Geschichte der Globalisierung.

Informative Beiträge befassen sich außerdem mit Südostasiatica in deutschen Sammlungen und in Archiven, geben Auskunft über die Ausstellung "Die Rückkehr der Buddha" in Berlin sowie über zwei Konferenzen. 21 Rezensionen beschließen den informativen und spannend zu lesenden Band der Reihe "Periplus", die ab der nächsten Ausgabe in anderer Herausgeberschaft (Christoph Marx) erscheinen wird. Einige verlegerische Mängel hätten vermieden werden können; so fehlt die ISBN und der Autor des Vorworts ist nicht ausgewiesen.

Ulrich van der Heyden