Edgar Reitz: Die andere Heimat Chronik einer Sehnsucht. ERF, 2013. DVD.
Dieser 2013 erschienene Film bietet eine interessante Einsicht in das Leben des fiktionalen Hunsrücker Dorfes "Schabbach", das in den 1840er Jahren von einer eifrigen Auswanderungsbewegung nach Brasilien erfasst wurde. Das als Utopie erträumte Land steht dabei dem grausamen Alltag, der politischen Unterdrückung und dem Kampf ums Überleben im Vormärz gegenüber. Dieser vierte Teil von Edgar Reitzs bekannter Filmreihe "Heimat" ist eine gelungene Ergänzung zu den ersten drei Teilen, in denen sich Reitz mit der Alltagsgeschichte im zwanzigsten Jahrhundert auseinandersetzte. Auf eine interessante Weise wird nicht nur das Thema Heimat behandelt, sondern auch die damit verbundenen und nicht unproblematischen Fantasien des Fernwehs.
Monika Wienfort: Verliebt, Verlobt, Verheiratet. Eine Geschichte der Ehe seit der Romantik, München 2014.
Das neue Buch der Zeithistorikerin Monika Wienfort beschreibt einleuchtend die wandelnde Beziehung zwischen Ehe und Liebe im Lauf der zweihundert Jahre seit der Romantik. Ihre präzise Analyse in den einzelnen Kapiteln wird mit interessanten Geschichten von historisch bekannten Ehepaaren durchsetzt. Das gründliche Werk konstatiert auf der einen Seite eine historisch wachsende Beziehung zwischen Ehe, Liebe und deren sozialer Anerkennung, deutet aber auf der anderen Seite auch daraufhin, dass die Ehe als Institution immer mehr in Frage gestellt wird.
Sean Forner: German Intellectuals and the Challenge of Democratic Renewal: Culture and Politics after 1945, Cambridge 2014.
Das Buch des amerikanischen Historikers Sean Forner zu deutschen Intellektuellen und der Demokratisierung nach 1945 gibt einen neuen Blick auf die Intellektuellengeschichte der frühen Nachkriegszeit. Während Historiker sich bisher mit den jeweiligen Rollen der Alliierten, der 45er und der 68er in der westdeutschen Demokratisierung auseinandergesetzt haben, finden wir in Forners Buch eine noch frühere Generation von "engagierten Demokraten", die einen wichtigen Beitrag zum demokratischen Ideengut und zur Wiederherstellung einer demokratischen Öffentlichkeit geleistet haben. Obwohl ihre Zukunftsvisionen in den ersten Nachkriegsjahren die Strukturen der westdeutschen Demokratie von 1949 nicht wesentlich beeinflussten, zeigt Forner dennoch überzeugend, wie ihre Gedanken auf darauffolgende kulturelle Demokratisierungsprozesse Einfluss nahmen.
Anna Parkinson: An Emotional State: The Politics of Emotion in Postwar West German Culture, Ann Arbor 2015.
Das Werk der an der Northwestern University lehrenden Professorin Anna Parkinson gibt einen genauso prägnanten wie neuen Einblick auf die Geschichte der westdeutschen Nachkriegszeit. Durch eine literarische-historische Untersuchung von Affekt und Emotion und anhand von Werken von Schriftstellern und Intellektuellen wie Hannah Arendt, Karl Jaspers, Theodor Adorno stellt Parkinson die These der Unfähigkeit zu Trauern überzeugend in Frage. Das Buch ist besonders für Kulturwissenschaftler mit Interesse an Emotionengeschichte sowie der Kulturgeschichte der Nachkriegszeit zu empfehlen.