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Stephan Conermann: Islamische Welten. Einführung, in: sehepunkte 8 (2008), Nr. 10 [15.10.2008], URL: https://www.sehepunkte.de
/2008/10/forum/islamische-welten-62/

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Islamische Welten

Einführung

Von Stephan Conermann

Dieses Mal nur eine kurze Einleitung in das FORUM: Wir haben es wieder mit zehn aus verschiedenen Gründen interessanten Bücher aus dem weiten Bereich der Islamwissenschaft zu tun, die wichtige Themen berühren: Glücklicherweise wird die osmanische Geschichte in zunehmendem Maße in einem europäischen und globalen Zusammenhang gestellt. Gleichzeitig ersetzt man das Aufstiegs- und Niedergangsmodell dieses Imperiums durch eine zyklische Betrachtungsweise, die vor allem die durchgängigen Phasen der Konsolidierung betont. (Koller über Quataert). Die Eroberung wichtiger Provinzen des Byzantinischen Reiches innerhalb von nur fünf Jahren legte im 7. Jahrhundert den Grundstein für die rasante Ausbreitung islamischer Herrschaft. Da die Einnahme Syriens in den oströmischen Quellen so gut wie nicht vorkommt, freut man sich über die Übertragung einer wichtigen zeitnahen Darstellung in die englische Sprache. Leider entspricht al-Kindis Übersetzung des "Buches der Eroberungen" von Pseudo-al-Waqidi (st. 207/823) in keiner Weise unseren wissenschaftlichen Standards. Die Handschriften werden nicht genannt, zahlreiche sachliche Fehler sind zu beklagen, schwierige Passagen lässt al-Kindi einfach weg, das Transliterationssystem kommt völlig uneinheitlich daher. (Scheiner über al-Kindi) Wichtige Bücher hat hingegen der in Princeton emeritierte Islamforscher Bernard Lewis vorgelegt. Mit seiner Aufsatzsammlung zur Begriffsgeschichte des politischen Wortschatzes im Arabischen, Türkischen und Persischen knüpft er an ein altes Forschungsthema von ihm an. (Schwanitz über Lewis) Dass Lewis auch mit über 90 Jahren noch immer ein überaus streitbarer Wissenschaftler ist, der sehr gerne pointierte und zugespitzte Thesen auf den Markt bringt und damit zur Diskussion stellt, sieht man auch an der von ihm zusammen mit seiner Lebensgefährtin Buntzie Ellis Churchill verfassten Einführung über den Islam. (Schwanitz über Lewis und Churchill)

Reiseberichte können häufig genug eine Fundgrube für historisch orientierte Sozialwissenschaftler sein. Dies gilt in besonderem Maße für Fahrtenbücher muslimischer Reisender, wie die nun in einer großartigen englischer Übersetzung vorliegenden Notizen zeigen, die Qutbaddin an-Nahrawali (1511-82) in einer Kladde über seine Fahrt von Mekka nach Istanbul und zurück (27. Oktober 1557 bis 16. September 1558) niedergeschrieben hat. (Peskes über Blackburn) Der Begriff "Jihad" ist spätestens seit 09/11 in aller Munde. Da er in den Medien zumeist nur mit terroristischen Anschlägen in Verbindung gebracht wird, ist es natürlich außerordentlich erfreulich, dass jetzt eine Abhandlung erschienen ist, die einen Abriss der Geschichte dieses schillernden und komplexen Terminus gibt. (Würtz über Bonner) Ebenso aufschlussreich erweist sich die Lektüre von Rudi Mathees Buch über die Verbreitung von Drogen und Stimulanzien in der iranischen Gesellschaft seit 1500. Es zeigt sich, dass ein Islamwissenschaftler bei der Beschäftigung mit normativen Texten nie vergessen darf, dass zwischen Ideal und Wirklichkeit ein himmelweiter Unterschied besteht. (Conermann über Mathee) Ein sehr schöner Sammelband zur Körperlichkeit im Islam (Fuess über Mayeur-Jaouen/Heyberger) und zwei ausgezeichnete Werke, in denen literaturwissenschaftliche Analysemethoden zur Interpretation und Erklärung vormoderner muslimischer Texte herangezogen werden, runden dieses FORUM ab (Conermann über Özkan, Scheiner über Shoshan).

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