Rezension über:

Matthew Hefferan: The Household Knights of Edward III. Warfare, Politics and Kingship in Fourteenth-Century England (= Warfare in History), Woodbridge / Rochester, NY: Boydell & Brewer 2021, XIV + 336 S., zahlr. Tbl., 2 /w-Abb., ISBN 978-1-78327-564-9, GBP 75,00
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Rezension von:
Ralf Lützelschwab
Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin
Redaktionelle Betreuung:
Andreas Fischer
Empfohlene Zitierweise:
Ralf Lützelschwab: Rezension von: Matthew Hefferan: The Household Knights of Edward III. Warfare, Politics and Kingship in Fourteenth-Century England, Woodbridge / Rochester, NY: Boydell & Brewer 2021, in: sehepunkte 22 (2022), Nr. 12 [15.12.2022], URL: https://www.sehepunkte.de
/2022/12/35684.html


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Matthew Hefferan: The Household Knights of Edward III

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Die Namen von 284 Männern sind bekannt, die unter Edward III. (1328-1377) als "Ritter des Haushalts" ihren Dienst versahen. Sie bildeten einen inneren Zirkel aus loyalen und talentierten Gefolgsleuten, auf die sich der König in militärischer und diplomatischer Hinsicht verlassen konnte. Das Phänomen der household knights ist für die Herrscher vor und nach Edward III. recht gut untersucht. Matthew Hefferan tritt nun mit dem Anspruch an, Licht ins verbliebene Dunkel zu bringen, d.h. die Bedeutung der Ritter für einen König aufzuzeigen, der als "perfect king" (Ian Mortimer), als einer der größten Monarchen, den England je hatte, in die Geschichte eingegangen ist.

Die Untersuchung gliedert sich in vier Teile (I. The knightly household; II. Household knights at war; III. Household knights and politics; IV. The rewards of service). Ausgehend von der Struktur und Zusammensetzung des ritterlichen Haushalts werden die Haupttätigkeitsfelder der Ritter - militärische Aktionen und Diplomatie - beschrieben, um abschließend Fragen nach ihrer Be- bzw. Entlohnung zu behandeln. Der sprichwörtliche Reichtum der englischen Überlieferung bildet die Basis: Es sind vor allem die Quellen aus dem Schatzamt (Exchequer), die maßgeblich zur Klärung von Problemen beitragen. Hefferan ist sich freilich der Grenzen dieser Überlieferung bewusst: "It must be remembered throughout this book, then, that strong personal bonds existed between Edward and his household knights which undoubtedly affected the way in which they served the king and yet remain largely hidden to us." (16).

Die Begriffsklärung steht am Beginn. Hefferan tut gut daran, auf fundamentale Unterschiede innerhalb der Gruppe der household knights aufmerksam zu machen, zerfällt sie doch in zwei Abteilungen unterschiedlicher sozialer Herkunft. Neben den einfachen Rittern (milites hospicii regis/milites simplices) standen die ranghöheren, adeligen household bannerets (bannerettis hospicii regis). Das Gros der durch einen starken esprit de corps verbundenen Ritter bekleidete militärische Funktionen, die in ihrem Charakter klar "outward-facing" (25) waren - dies zumindest bis in die 1360er Jahre hinein. Mit einer Abnahme des (zumeist gegen Frankreich gerichteten) militärischen Engagements und fundamentalen Änderungen innerhalb der militärischen Rekrutierungspraxis unterlagen die household knights einer neuen funktionalen Zuweisung: Aus ihnen wurde eine "new group of domestically focussed chamber knights" (35). Doch bis zu diesem Zeitpunkt standen jährlich durchschnittlich 50 household knights in Diensten des Königs. Ihr Einsatz "was more flexible and easier to deploy at speed than that of their non-household counterparts" (51). [1]

Hefferan zeigt, dass household knights in sämtliche Stadien der Kriegsvorbereitung und -führung mit eingebunden waren. Beleuchtet wird ihr Engagement beim Eintreiben von Kriegskontributionen, bei der Rekrutierung, Ausrüstung und Verschiffung von Armeen und bei der Verbreitung von kriegsbegleitender Propaganda. Nicht zufällig waren sie es, die bevorzugt das Amt eines "Hüters" (keeper) des Londoner Towers innehatten, diente er doch als zentrales Lager und Stapelort. Viele unterhielten beste Verbindungen zur Flotte, wenn sie nicht gleich selbst als Flottenadmiräle agierten. Ihr diplomatisches Agieren hatte Vorteile: Auf ihre Kompetenz und Ergebenheit konnte sich der König verlassen, durch das (andernorts bekannte) Vertrauensverhältnis zum König stieg ihre eigene Stellung und Autorität.

Auch im Spielfeld der Innenpolitik waren die household knights präsent. Sie saßen im königlichen Rat und im Parlament und waren verstärkt auch in königliches Regierungshandeln vor Ort, in den Grafschaften, eingebunden. Dort erfüllten sie zumeist ad hoc-Aufträge. Ein längerfristiges Engagement etwa als Sheriff war mit ihren sonstigen Aufgaben kaum vereinbar. Und doch scheinen einige lokale Ämter zum Sammelbecken für household knights geworden zu sein. Die Ritter fungierten so etwa als Constables der königlichen Schlösser, waren in die Verwaltung der königlichen Wälder eingebunden und wahrten so die privaten Interessen des Königs, schützten seine persönlichen Rechte, seinen Besitz, sein Einkommen.

Das Amt brachte persönliche Vorteile materieller und symbolischer Natur mit sich. Klar aufgeschlüsselt werden die unterschiedlichen Einkunftsarten, mit denen die Dienste eines household knight belohnt werden konnten. Halbjährlich wurden ihnen Gewandung und ein monetäres Fixum zugewiesen. Doch war dies nur der Anfang dessen, was an Verdienst tatsächlich möglich war. Ihnen konnten nicht nur Ländereien und Feudalrechte, sondern auch das Anrecht auf jährlich aus der Kasse des Exchequer zu leistende substantielle Geldzahlungen übertragen werden. Den Löwenanteil erhielten dabei die "new men", Männer, die nicht den alten, etablierten Adelsfamilien entstammten. Zum Bereich der informellen Vergünstigungen gehören Beförderungen und Rangerhöhungen. Der Dienst als household knight zahlte sich auf mehreren Ebenen aus, barg eine Art Aufstiegsversprechen in sich und mündete in sehr vielen Fällen in eine Steigerung des eigenen Prestiges. Hefferan ist unbedingt zuzustimmen, wenn er mittels einer Fülle eindrücklicher Beispiele belegt, "that a powerful, symbiotic bond existed between service and reward" (257), dass die Ritter des königlichen Haushalts "were not merely a pool of talented individual military captains", sondern "an interconnected network of commanders who offered cohesive and coordinated military leadership" (260).

Die Arbeit stellt einen wichtigen Beitrag zur Regierungszeit Edwards III. dar. Sie lässt verständlich werden, weshalb die Forschung in diesem Monarchen einen der "großen" Könige des Mittelalters erblickt, und liefert wichtige Erkenntnisse zur vielgestaltigen Natur des Dienstes für den König und zum damit verwobenen Konzept von Loyalität. Unbedingt lesenswert.


Anmerkung:

[1] Unverzichtbar für die prosopographische Erschließung der englischen Ritterschaft: https://www.medievalsoldier.org.

Ralf Lützelschwab