Stephan Conermann: Islamische Welten. Einführung, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 5 [15.05.2014], URL: https://www.sehepunkte.de
/2014/05/forum/islamische-welten-186/
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Textes die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Von Stephan Conermann
In dieses FORUM der "Islamischen Welten" finden sich wieder einmal neben den Rezensionen wissenschaftlicher Werke Besprechungen von Filmen und belletristischen Texten. Assia Harwazinski setzt sich zum einen mit Veranstaltungen auseinander, die im Rahmen der 30. Französischen Filmtage Tübingen-Stuttgart (2013: Fokus Afrika - Schwerpunktland Mali) stattfanden. Zum anderen stellt sie uns den 2012 gezeigten ersten Kinofilm aus Saudi-Arabien vor, der bemerkenswerterweise von einer Frau gedreht wurde! Tilman Kulke hingegen hat sich einen türkischen Gegenwartsroman näher angesehen. (İhsan Oktan Anar: Galîz Kahraman, Ankara 2014) Die Bezüge zu der heutigen gesellschaftlichen Situation in der türkischen Metropole werden mehr als deutlich.
Die übrigen neun besprochenen Werke reichen von den Anfängen des Islams bis in die Gegenwart. Zunächst geht es um die Übersetzung eines wichtigen historiographischen Textes aus dem 9. Jahrhundert. Leider entspricht die Übertragung - wie so häufig der Fall - in keiner Weise höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen; viele Fehler, Ungenauigkeiten und Übersetzungsfehler sind zu bemängeln. (Scheiner zu Faizer) Gelungen sind hingegen zwei Sammelbände: Denise Klein konnte zwölf ausgezeichnete Beiträge zur Geschichte des Krimchanates vom 15. bis zum 18. Jahrhunderts zusammenbringen (Conermann zu Klein) und Michaela Hoffmann-Ruf und Abdulrahman Al Salimi ist es gelungen, 29 Artikel in einem Buch zu vereinen, das sich mit den verschiedenen Facetten und Aspekten der omanisch-ibaditischen Gesellschaft von den Zeiten des Frühislams bis in die Gegenwart befasst. (Conermann zu Hoffmann-Ruf / Al Salimi) Es folgt eine wegweisende Studie über die Vernetzung des in Bombay produzierten Islams von 1840 bis 1914. Nile Green bietet uns eine sehr gute und innovative Verflechtungsgeschichte von Indien, Südafrika und Iran, die vor allem auch eine Geschichte der Moderne ist. (Falter zu Green)
Damit kommen wir zur heutigen Weltlage. Hier kann man ein hochinteressantes Buch anzeigen, dessen elf Artikel Sufi-Bewegungen gewidmet sind, die sich in westlichen Gesellschaften (USA, Deutschland, Großbritannien und Schweden) niedergelassen haben. Den in der Regel religionssoziologisch orientierten Autoren geht es vor allem um die gelebte Religion in den Untersuchungsregionen, ohne jedoch die glokale Perspektive dieser Gruppierungen zu vernachlässigen. (Kara zu Dressler) Mit der Rolle von Frauen als Triebkräfte des Wandels in zahlreichen nahöstlichen Ländern der MENA-Region beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren eines weiteren Bandes. Die disziplinäre Vielfalt und die unterschiedlichen methodischen Ansätze machen das Werk zu einer interessanten und gewinnbringenden Lektüre. (Schüller zu Sadiqi / Ennaji)
Zu den sogenannten "Arabellionen" liegen mittlerweile zahlreiche (mehr oder minder gelungene) Untersuchungen vor. Eine neue Veröffentlichung, die in diesem FORUM besprochen wird, scheint einen guten Einstieg in das Thema zu bieten. Zumindest meint die Rezensentin, dass die Neuerscheinung "trotz der Komplexität des Themas, der unterschiedlichen Ursachen und Zeitpunkte der Proteste, der verschiedenen Entwicklungen und der größtenteils ungewissen politischen Ausgänge" dem Leser "einen umfassenden und reichhaltigen Überblick über den 'Arabischen Frühling'" liefert. (El-Menshawy zu Jünemann / Zorob)
Eine spannende Abhandlung über in Iran geführten erkenntnistheoretischen Diskussionen in den Geisteswissenschaften (Khorsandy zu Abidzadeh) und die neueste, offenbar durchaus problematische Veröffentlichung des an der Universität Münster lehrenden Vertreters einer Islamischen Theologie (Hubert-Köster zu Khorchide) bilden den Abschluss unserer "Islamischen Welten". Ich hoffe, Sie finden wieder Gefallen an der Ausgabe!