Kornélia Papp: Remigranten in der SBZ / DDR und in Ungarn nach 1945. Ein Vergleich, Göttingen: V&R unipress 2009, 243 S., ISBN 978-3-89971-552-1, EUR 39,90
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Das Buch erzählt die Geschichte zumeist jüdischer Intellektueller, die sich in Ungarn und Deutschland am Ende des Ersten Weltkriegs der kommunistischen Bewegung anschlossen und nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Exil, vor allem in der Sowjetunion, zurückkehrten und in unterschiedlicher Weise am Aufbau des jeweiligen sozialistischen Kulturlebens mitwirkten. Papp beschreibt die Aktivitäten, das literarisch-politische Wirken der Remigranten, ihre gemeinsamen und unterschiedlichen Erfahrungen und Lebenswege. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf Ungarn, was auch damit begründet wird, dass die Geschichte der ungarischen intellektuellen Rückkehrer in Deutschland weniger bekannt ist, doch enthält es auch Kapitel über die SBZ/DDR sowie vergleichende Betrachtungen über die beiden Parteidiktaturen und die jeweilige Rolle der Literaten. Zudem sprachen und schrieben zahlreiche ungarische Intellektuelle, besonders Georg (György) Lukács, Julius (Gyula) Háy und andere, deutsch und waren eng mit dem deutschen Geistesleben verflochten, was praktisch kaum auf deutsche Schriftsteller und die ungarische Literaturszene zutraf.
Papp befasst sich ebenfalls eingehend mit den enttäuschten Hoffnungen, den oftmals traumatischen Erfahrungen in der Zeit des stalinistischen "Großen Terrors" Mitte der 1930er Jahre und der Wiederholung von "Säuberungen" in den frühen 1950er Jahren in Ungarn und der DDR. So wirken die meisten Remigranten, trotz ihrer privilegierten Stellung in den neuen Systemen, zumeist als unglückliche Figuren, die aufgrund ihrer Angst, Fehler zu begehen und gegenüber der Partei in Ungnade zu fallen, ein eher isoliertes, zurückgezogenes Dasein führten und oft von ihrer Umgebung mit einer gewissen Verachtung betrachtet wurden, was in manchen Fällen, besonders in Ungarn, auch Ausdruck unterschwelliger antisemitischer Tendenzen war. In nicht wenigen Fällen kam es auch dazu, dass die Werke der Remigranten als "abweichend von der Parteilinie" scharf kritisiert, manchmal auch zensiert wurden. Andererseits waren die Rückkehrer, wie etwa Georg Lukács später bemerkte, dadurch geschützt, dass sie die Jahre in der Sowjetunion überlebt hatten - wären sie imperialistische Spione gewesen, dann hätten das die sowjetischen Behörden selbstverständlich herausgefunden. Außerdem hatten sie die wichtige Aufgabe, die Umgestaltung des literarischen Lebens und der Kulturinstitutionen nach sowjetischem Vorbild zu unterstützen.
Kornélia Papps Buch über die ungarischen und deutschen kommunistischen Intellektuellen stellt den Versuch dar, ein sehr interessantes, wenig beachtetes Thema zu bearbeiten. Leider hat das Buch zahlreiche Schwächen. Es handelt sich nicht um einen konsequenten Vergleich; außerdem werden die Einzelschicksale der Schriftsteller nicht systematisch, sondern eher sporadisch betrachtet. Es wird nicht klar, nach welcher Fragestellung biographische Fakten aufgereiht werden, manchmal wird auch die chronologische Ordnung übersprungen. Teilweise schwankt das Buch zwischen historischer Darstellung und literaturwissenschaftlicher Abhandlung, wenn es etwa um die ästhetische Qualität von Werken geht, die im Wiener Exil entstanden sind. Papp begründet auch nicht, warum sie vor allem sieben ungarische Autoren ausgewählt hat, sie sagt nichts darüber, wie viele Exilanten es insgesamt gab. Der Leser erfährt auch wenig über die Zusammenarbeit von deutschen und ungarischen Literaten im Moskauer Exil. Auch ist das Buch ganz offenbar ohne jegliches Lektorat erschienen. Wer sich für das Thema Remigration nach Ungarn und in die SBZ/DDR interessiert, erhält wichtige Anregungen, aber noch keine systematische und umfassende Darstellung.
Árpád von Klimó