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Charles Zika: Reuchlin und die okkulte Tradition der Renaissance (= Pforzheimer Reuchlinschriften; Bd. 6), Stuttgart: Thorbecke 1998, 206 S., ISBN 3-7995-5976-0, € 24,54

Aus: Württembergisch Franken (85 (2001), S. 507)

Rezensiert von:
Barbara Löslein

Die bereits 1974 entstandene Magisterarbeit von Charles Zika widmet sich einem unbeachtet gebliebenen Aspekt im Wirken Reuchlins. Bislang standen in der Reuchlin-Forschung andere wissenschaftliche Forschungen Reuchlins im Mittelpunkt, seine kabbalistischen Arbeiten wurden als eigenständige Arbeiten auf wissenschaftlicher Ebene nicht diskutiert. Sie galten allenfalls als Vorläufer für Werke anderer Forscher oder gar als "Verirrung" des liberal-aufgeklärten Denkers Reuchlin. Mit der nun veröffentlichten Studie Zikas ändert sich dies. Die Übersetzung besorgte Kathrin Pfisters, die für ihre verantwortungsvolle Arbeit durchaus eine Nennung auf der Titelseite verdient hätte.

Die in sieben Abschnitte geteilte Arbeit widmet sich zunächst den Vorbedingungen für Reuchlins Forschungen, u.a. dem Aspekt, inwiefern die Geheimwissenschaften in der Renaissance weiterlebten. Es folgen die Untersuchungen der beiden Werke "De verbo mirifico" und "De arte cabbalistica", die nicht nur eine Textparaphrase und -interpretation enthalten sondern auch Hinweise auf deren Stellung innerhalb von Leben und Werk Reuchlins geben.

Im Anschluss untersucht Zika den Widerhall der Leitthemen dieser beiden Werke in Reuchlins kleineren Schriften und beschreibt anschließend Reuchlins geistigen Beitrag zur okkulten Tradition der Renaissance sowie seine Stellung zwischen Giovanni Pico della Mirandola und Cornelius Agrippa von Nettesheim, zwei europäischen Gelehrten, die sich ebenfalls mit den okkulten Wissenschaften befassten.

Zika untersucht also die wissenschaftliche Auseinandersetzung Reuchlins mit der Kabbalistik, indem er nicht nur den Text der einzelnen Werke interpretiert, sondern auch werkübergreifend die Kernthesen der Kabbalistik Reuchlins herausarbeitet. Verdeutlicht werden zudem Reuchlins Verbindungen zu anderen Zeitgenossen wie Giovanni Pico della Mirandola und der damals anhaltenden Diskussion um die Kabbalistik bzw. die Bewertung von Magie überhaupt.

Empfohlene Zitierweise:

Barbara Löslein: Rezension von: Charles Zika: Reuchlin und die okkulte Tradition der Renaissance, Stuttgart: Thorbecke 1998, in: INFORM 3 (2002), Nr. 2, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=505>

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