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Uli Rothfuss: Schäffer, Räuberfänger. Der erste "moderne" Kriminalist Württembergs, Tübingen: Silberburg 1997, 159 S., 25 Abb., ISBN 3-87407-257-6, € 14,90

Aus: Württembergisch Franken (85 (2001), S. 506 f.)

Rezensiert von:
Raimund J. Weber

Die kleine Schrift beschäftigt sich mit der Geschichte des "Jaunerwesens", der charakteristischen Verbrechensform des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Sie würdigt insbesondere den Anteil des württembergischen Oberamtmanns Georg Jakob Schäffer von Sulz (1745-1814) bei der Bekämpfung dieser Art von Kriminalität. Das "Jauner"- und Räuberunwesen hatte seine soziologischen, strafrechtlichen und verfassungshistorischen Wurzeln in der territorialstaatlichen Ständegesellschaft des Alten Reichs vor 1806. Die herrschenden Ehrbarkeitsvorstellungen in den kleinräumigen Gebieten des deutschen Südwestens ließen einerseits Straffälligen und ihrem Nchwuchs, auch rassisch fremden, keine Chance zur Integration, boten aber andererseits aber einen idealen Nährboden für bandenmässig betriebene Gewalt- und Vermögenskriminalität. Deren Bekämpfung förderte geradezu modern anmutende kriminalistische Methoden wie die Fahndungsliste ("Jaunerlisten") oder die grenzübergreifende Verbrechensbekämpfung. Schäffers größter Erfolg war - mit Hilfe von Schweizer Behörden - die Ergreifung des berüchtigten Räubers Jakob Reinhard gen. "Hannikel" bei Ragaz im Sarganser Land und seine Verbringung nach Württemberg. Der Bericht über Schäffers Reise nach Graubünden 1786 und die Hinrichtung Hannikels 1787 in Sulz am Neckar nimmt eine zentrale Rolle in dem Büchlein ein. Bemerkenswert erscheint, dass Reinhard, ein Angehöriger des Volks der Sinti und Roma ("Zigeuner"), als Katholik keinerlei Unrechtsbewußstein hatte, wenn er die andersgläubigen Juden und evangelischen Geistlichen beraubte - beides übrigens Gruppen, die sich im Kleinkreditgwerbe betätigten. Es ist Schäffer zu gönnen, daß an ihn erinnert wird. Allerdins war er in seiner Zeit nicht allein. An Bedeutung steht er sicher dem zeitgleich in Oberschwaben wirkenden, berühmten "Malefizschenken" Franz Ludwig von Castell (1736-1821) mit seinem Zuchthaus in Oberdischingen nach. In formeller Hinsicht fallen einige Unsicherheiten bei der Modernisierung des Textes des Schäffer'schen Reiseberichts auf, etwa bei den Ortsangaben ("Clarer" statt Glarner Land, "Pfeffers" statt Pfäfers u.ä.).

Empfohlene Zitierweise:

Raimund J. Weber: Rezension von: Uli Rothfuss: Schäffer, Räuberfänger. Der erste "moderne" Kriminalist Württembergs, Tübingen: Silberburg 1997, in: INFORM 3 (2002), Nr. 2, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=504>

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