header

K. Schneider / K. Schaal / P. Engels u.a. (Red.): Geld-Wechsel / Wechsel-Geld. Geld in Hessen 1500-2000. Beiheft zur Ausstellung (= Ausstellungskatalog des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt; 21), Darmstadt: Hessisches Staatsarchiv 2000, IV + 90 S., zahlr. Abb., ISBN 3-933112-10-9, DM 18,00

Aus: Nassauische Annalen (Bd. 112 (2001), S. 618 f.)

Rezensiert von:
Walter Csysz

Die Broschüre enthält einen Text- und einen Katalogteil. Die im Katalogteil abgebildeten Münzen, Archivalien und Photographien mit erläuternden Texten bilden den Grundstock der Tafeln für eine Wanderausstellung, die aus Anlaß der Einführung des EURO an mehreren Standorten in Hessen gezeigt wird.

Ungeachtet der offenkundigen Zweckbestimmung, dem Bürger zu zeigen, daß der ungeliebte "Geld-Wechsel" nichts Außergewöhnliches darstellt und ihn damit eher bereit macht, das neue "Wechsel-Geld" der Europäischen Währungsunion zu akzeptieren, ist die Publikation eine Bereicherung der landeskundlichen Literatur. Der geschilderte Zeitraum beginnt mit Hessens Beitritt im Jahr 1509 zum Rheinischen Münzverein von 1385, erreicht eine erste Zäsur am Ende des Alten Reiches 1806, umfaßt die Zeit des Rheinbundes und des Deutschen Bundes bis 1871, die Zeit der Reichswährung bis zum Ende des 1. Weltkriegs, Inflation und Reichsmark bis zur Währungsreform 1948 und schließlich die Zeit der D-Mark bis zur bevorstehenden Einführung des EURO.

Das Münzwesen dieser Jahrhunderte ist ein Schlüssel zum Verständnis des Kräftespiels von Reichs- und Territorialpolitik, das sich in zahlreichen geldpolitischen Manipulationen widerspiegelt. Man erkennt die Abhängigkeit der Machtverhältnisse vom Besitz von Silberminen, die den sächsischen und süddeutsch-Tiroler Münzsystemen eine Vorrangstellung verschafften, an denen der rheinische und später auch der kurrheinisch-hessische Münzverein sich immer wieder orientieren mußte. An diesen Ungleichgewichten scheiterten alle Versuche zur Bildung eines einheitlichen Währungssystems, das man durch regelmäßige Probationstage, an denen der Edelmetallgehalt der kursierenden Münzsorten abgeglichen und ihr Kurswert bestimmt wurde, zu ersetzen suchte. Daß wegen ihrer Edelmetallarmut die nassauischen Grafschaften im Konzert der Großen nie eine Rolle spielten, versteht man nach der Lektüre der interessanten Broschüre. Man erkennt Zusammenhänge von Geldumlauf und Kaufkraft, erfährt einiges über Bankenwesen, Papiergeld und Währungsverfall. Daß Reichseinheit und Reichswährung 1871/73 dem Wirrwarr endlich ein Ende setzten, konnte nicht verhindern, daß es 1919/23 und 1945/48 zu neuen verheerenden Einbrüchen kam. So läßt die Betrachtung des Geld- und Münzwesens der Vergangenheit eigentlich nur den Schluß zu, daß auch die Schaffung der neuen Europäischen Währung nur ein ungewisser Wechsel auf eine nicht vorausschaubare Zukunft ist. Für den Rez. ist das die Quintessenz der von sachkundigen Autoren verfaßten und reich illustrierten Broschüre.

Empfohlene Zitierweise:

Walter Csysz: Rezension von: K. Schneider / K. Schaal / P. Engels u.a. (Red.): Geld-Wechsel / Wechsel-Geld. Geld in Hessen 1500-2000. Beiheft zur Ausstellung, Darmstadt: Hessisches Staatsarchiv 2000, in: INFORM 2 (2001), Nr. 4, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=447>

Bitte setzen Sie beim Zitieren dieser Rezension hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse ein.

footer