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Sabine Beate Reustle: Stift und Stadt Backnang im 16. Jahrhundert. Territorialisierung und Reformation in einer württembergischen Amtsstadt (= Backnanger Forschungen; Bd. 2), Backnang: Fr. Stroh 1996, 375 S., 15 Abb., 2 Karten, 5 Schaubilder, 20 Tab., ISBN 3-927713-13-9, DM 49,00

Aus: Württembergisch Franken (Bd. 84 (2000), S. 403 f.)

Rezensiert von:
Ute Schulze

Die im folgenden zu besprechende Arbeit wurde im März 1996 von der Fakultät für Geschichts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Stuttgart als Dissertation angenommen. Sie ist stringent gegliedert. Unter den Ordnungsnummern 1 bis 3 findet man das Abkürzungsverzeichnis, eine Zusammenfassung und die in weitere 3 Unternummern gefaßte Einleitung. In der Einleitung finden sich "Fragestellung und Forschungsüberblick", "Materialsammlung" (Darstellungen und Quellen) sowie Hinweise zu "Arbeitstechnik und Methoden". Darauf folgen die sechs Untersuchungskapitel unter den Nummern 4 bis 9 Sie sind chronologisch in die entsprechenden ereignisgeschichtlichen Perioden gegliedert. An den "Schluß" unter Nr. 10 reihen sich die Anlagen Nr. 11.1 bis 11.3: "Grundbesitz in Backnang", "Bevölkerungsentwicklung in den Jahren 1482 bis 1634" und "Lebensdaten Dr. Petrus Jacobis aus Arlon". Unter Nr. 12 findet man Quellen und Literatur. Hier ist besonders auf die Nr. 12.4 hinzuweisen, die alle Darstellungen und Tabellen mit den jeweiligen Herkunftsnachweisen des vorliegenden Bandes selbst nennt. Abgeschlossen wird die Arbeit durch den Index.

Der Untersuchungszeitraum reicht vom Jahr 1477, dem Zeitpunkt der Umgestaltung des Augustiner-Chorherrenstifts Backnang in ein weltliches Kollegiatstift (Bulle Papst Sixtus' IV. vom 6. Juli 1477), bis zum Jahr 1568, dem Tod Herzog Christophs I. von Württemberg. In einzelnen Teilen geht die Untersuchung aber auch darüber hinaus, wie die oben erwähnte Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung zeigt.

Die am Anfang stehende Zusammenfassung weist den Leser auf das Grundanliegen des Buches hin. Es sollen neben politischen Tendenzen und Ereignissen "auch biographische Beschreibungen betroffener Persönlichkeiten und quantitative Erörterungen besonders in bezug auf wirtschaftliche Zusammenhänge" eine Rolle spielen (S. 15). Der enge Zusammenhang zwischen der Territorialisierung und der Reformation werden ebenso betrachtet wie die völlige Umgestaltung der Gesellschaft und des politischen Systems in der frühen Neuzeit. Anliegen der Arbeit ist es, die einzelnen Entwicklungsschritte auf dem Weg zum Abschluß der Territorialisierung am Beispiel der Amtsstadt Backnang darzustellen.

Eingehend würdigt Reustle die Quellenlage und die Forschungssituation. Neben der Einleitung bietet sie auch in den sechs Untersuchungskapiteln einen Einblick in die jeweilige Materie. Es werden die für die vorliegende Arbeit relevanten Forschungszweige mit ihren Ergebnissen vorgestellt, wobei auch ihre Brauchbarkeit für Backnang in den Blick genommen werden: die stadtgeschichtlich orientierten Arbeiten, die prosopographische Methode sowie die Stiftsforschung. Erst die Kombination dieser verschiedenen Ansätze bietet der Verfasserin die Möglichkeit, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte mit den politisch-ereignisgeschichtlichen in Verbindung zu setzen. Dabei bleibt darauf hinzuweisen, daß erst der Einsatz der Datenverarbeitung die Erfassung und Auswertung der großen Datenmengen sowie deren Verknüpfung leisten kann. Reustle hat dafür zwei Datenbanken entwickelt.

Gleich zu Beginn der Betrachtung der Quellensituation weist die Verfasserin darauf hin, daß die Überlieferung der bürgerlichen Stadt durch den Brandverlust des städtischen Archivs 1693 völlig fehlen. Diesen Mangel will sie durch Deduktion aus dem Vorhandenen beheben und führt dafür den in Anlage 1 beigefügten Vergleich zwischen städtischem und stiftischen Grundbesitz an. Die als Vergleichsmaterial herangezogenen Unterlagen stammen von herzoglichen Behörden und württembergischen Kanzleien. Die vorhandenen Quellen werden in ihrem Entstehungszusammenhang gesehen, wenn z. B. die Unterschichten zur Zeit der Reformation ins Blickfeld genommen werden. Reustle stellt dabei fest, daß, wie allgemein für diese Periode gelten kann, auch für Backnang die schriftlichen Zeugnisse die Perspektive der oberen Schichten widerspiegeln, von denen sie stammen.

Statistisches Material wird in Tabellen dargeboten, die einen schnellen Überblick über die wirtschaftliche Situation, beispielsweise über die Einkommen verschiedener geistlicher Ämter (vgl. S. 270ff.), das Steueraufkommen Backnangs im Vergleich mit benachbarten württembergischen Städten (vgl. S. 198) und anderes mehr bieten.

Empfohlene Zitierweise:

Ute Schulze: Rezension von: Sabine Beate Reustle: Stift und Stadt Backnang im 16. Jahrhundert. Territorialisierung und Reformation in einer württembergischen Amtsstadt, Backnang: Fr. Stroh 1996, in: INFORM 2 (2001), Nr. 3, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=438>

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