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Bernhard Muschol: Die Herrschaft Slawentzitz/Ehrenforst in Oberschlesien. Piastisches Kammergut im Spätmittelalter, sächsischer Adelsbesitz und Hohenlohesche Residenz in der Neuzeit (= Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Oberschlesiens; Bd. 8), Stuttgart: Thorbecke 1993, 207 S., zahlr. Abb., ISBN 3-7995-6513-2, € 29,65

Aus: Württembergisch Franken (Bd. 84 (2000), S. 370 f.)

Rezensiert von:
Daniel Stihler

Ab der frühen Neuzeit wurde die Geschichte Oberschlesiens zunehmend durch große Adelsherrschaften bestimmt, die dadurch entstanden, daß v.a. die Habsburger an sie heimgefallene Fürstentümer nicht unverändert weitervergaben, sondern nach Bedarf Teile abtrennten oder die Besitzkomplexe zu Herrschaften geringeren Umfangs und Rechts aufteilten. Mit diesen wurden verdiente Parteigänger aus dem gesamten habsburgischen Bereich bedacht; daneben dienten sie der Befriedigung habsburgischer Gläubiger.

Einer dieser auf diese Weise entstandenen Herrschaften war die von Slawentzitz. Ursprünglich piastisches Herzogsgut, befand sie sich vom 16. bis ins 18. Jahrhundert in der Hand verschiedener Adelsfamilien und kam 1782 durch eine Eheschließung an Prinz Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen - bekannt durch seine unglückliche Rolle als preußischer General bei der Niederlage von Jena und Auerstädt 1806 - und durch ihn an das Haus Hohenlohe-Öhringen. Unter diesem nahm die Herrschaft als Zentrum der Stahl- und später der Zinkindustrie einen großen Aufschwung, der das Fürstenhaus zu einem der großen Industriemagnaten des oberschlesischen Bergbaugebiets machte; in Slawentzitz entstand ab den 1830er Jahren ein heute nur noch in Ruinen erhaltenes, klassizistisches Residenzschloß mit einem für seine Schönheit gerühmten Landschaftsgarten.

Der in Slawentzitz geborenen Autor, Studienrat i.R., legt mit diesem Band eine auf umfangreichen Archivrecherchen in Neuenstein, Wien, Breslau und Merseburg beruhende, umfassende Geschichte der Herrschaft bis 1945 vor, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit unter den Hohenlohe im 19. und 20. Jahrhundert liegt. Diese mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotografien angereicherte Darstellung ist ein wertvoller Beitrag zur Geschichte Oberschlesiens und des Hauses Hohenlohe-Öhringen, das hier in einer Rolle auftritt, die man beim Hochadel eher weniger vermutet - der des erfolgreichen Großunternehmers.

Empfohlene Zitierweise:

Daniel Stihler: Rezension von: Bernhard Muschol: Die Herrschaft Slawentzitz/Ehrenforst in Oberschlesien. Piastisches Kammergut im Spätmittelalter, sächsischer Adelsbesitz und Hohenlohesche Residenz in der Neuzeit, Stuttgart: Thorbecke 1993, in: INFORM 2 (2001), Nr. 3, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=437>

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