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Christoph Weismann: Die Katechismen des Johannes Brenz. Band l: Die Entstehungs-, Text- und Wirkungsgeschichte (= Spätmittelalter und Reformation. Texte und Untersuchungen; Bd. 21), Berlin: Walter de Gruyter 1990, 760 S., ISBN 3-11-010843-7, DM 313,00

Aus: Württembergisch Franken (Bd. 83 (1999), S. 424)

Rezensiert von:
Alexander Maisch

Der Band Christoph Weismanns faßt die Forschungen zum Text, zur Entstehungs- und Druckgeschichte sowie zur Wirkung und Verbreitung der Brenzschen Katechismen zusammen, bietet aber darüber hinaus auch eine Einführung in die Haller Reformations- und Schulgeschichte. Und schließlich sind die Katechismen auch zentrale Dokumente protestantischer Frömmigkeit, die jeder Schüler und jede Schülerin von Wort zu Wort auswendig zu lernen hatte und die mithin nicht nur die religiöse Vorstellungswelt, sondern auch das sprachliche Ausdrucksvermögen entscheidend beeinflußten.

1527/1528 verfaßte Johannes Brenz seinen ersten Katechismus für Schwäbisch Hall. Brenz wählte die Frage-Antwort-Form, was Vorläufer in der spätmittelalterlichen Schulliteratur hatte. Der Katechismus war zweigeteilt: der "Catechismus minor" war für die Unterweisung der "jungen Kinder" bestimmt, der "Catechismus maior" für die Erwachsenen. Für die Kinder waren Einzelauslegungen zur Taufe und zum Abendmahl vorgesehen, während Glaubensbekenntnis, Zehn Gebote und Vaterunser nur im Wortlaut angeführt, aber nicht kommentiert wurden. Diese drei Stücke waren schließlich für den Katechismus der Erwachsenen bestimmt. Die Nachwirkung dieses ersten Katechismus blieb im Unterschied zu der des zweiten von 1535 bescheiden. Er wurde - außer in Hall - nirgendwo als offizielles Lehrbuch eingeführt. Ansätze dazu scheint es allerdings in Hessen 1532 gegeben zu haben. Ansonsten finden sich natürlich noch Spuren des Brenzschen Werkes in zahlreichen anderen nieder- und oberdeutschen Katechismen. Im Ausland scheint er in Frankreich und Spanien rezipiert worden zu sein. So besaß immerhin Marguerite d'Angouleme, Kömgin von Navarra und Schwester König Franz' I. von Frankreich, eine illuminierte Prachthandschrift, in der die Brenzschen Fragstücke enthalten waren!

Der zweite Brenz-Katechismus stammt von 1535. Er wurde in Schwäbisch Hall, dann aber vor allem in Württemberg eingeführt, wo er jahrundertelang kurz als "Württembergischer Katechismus" bezeichnet wurde. Er ist wesentlich kürzer als die Fragstücke von 1527/1528. Seine Breitenwirkung war enorm. Außer Hall und Württemberg übernahmen ihn auch Limburg und Hohenlohe, zahlreiche süddeutsche Reichsstädte (Heilbronn, Esslingen, Reutlingen, Ulm, Biberach, Kempten etc.), Baden, Pfalz-Neuburg, die Kurpfalz, Hessen, Wertheim, Erbach, Oettingen, Castell und Ostfriesland. Bekannt wurde er in Frankreich und Italien, in Slowenien, Kroatien und Polen. Im 18. und 19. Jahrhundert importierte man ihn auch in die USA.

Empfohlene Zitierweise:

Alexander Maisch: Rezension von: Christoph Weismann: Die Katechismen des Johannes Brenz. Band l: Die Entstehungs-, Text- und Wirkungsgeschichte, Berlin: Walter de Gruyter 1990, in: INFORM 2 (2001), Nr. 1, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=406>

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