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Barbara Dölemeyer: Hier finde ich meine Zuflucht. Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser im südlichen Hessen (= Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft; Bd. 32), Bad Karlshafen: Deutsche Hugenotten-Gesellschaft 1999, VI + 88 S., ISBN 3-930481-10-3

Aus: Nassauische Annalen (Bd. 111 (2000), S. 500)

Rezensiert von:
Theo Kiefner

1699 kamen 6.000 Hugenotten und 3.000 Waldenser aus der Schweiz nach Deutschland. Zu diesem Jubiläum entstand ein Buch, das sich in mehrere Teile aufgliedert: 1. Historischer Überblick (S. 2-16). 2. Hugenotten- und Waldenserorte (S. 17-62). 3. Neue Hugenotten- und Waldenser-Medaillen (S. 63-64). 4. Kirchensiegel (S. 65). 5. Bibliographie (S. 66-87). Teil 1: S. 5. Waldes ist mit 1150 zu früh angesetzt, er beginnt sein Werk erst 1774/75. 1532 gab es die Genfer Kirche Calvins noch nicht. Zur Synode von Chanforan kam Guillaume Farel, der Reformator Neuchâtels. Die Unterschiede zwischen Hugenotten und Waldensern bezogen sich auch auf den Beruf und vor allem auf die Sprache. Die Waldenser waren zumeist Bergbauern. Sie und auch die Hugenotten aus dem Queyras sprachen alpenprovenzalisch.

S. 6. Das Verbot der reformierten Konfession "jenseits der Berge" vom 7.5.1685 fehlt. Man muß die verschiedenen Schicksale der savoyischen und französischen Waldenser beachten. Nach der Schilderung der Ausweisung der französischen Reformierten aus Savoyen am 1.7.1698 heißt es: Eine weitere größere Fluchtwelle folgte. Was ist damit gemeint? - S. 14: Pfarrer Jean Romieu führte 1699 die 30 Familien nicht nach Usingen. Er kam erst 1701 dorthin. In der Grafschaft Solms-Greifenstein gab es kaum Waldenser. Für die ins Auge gefaßte zweite Auflage - zusammen mit den Hugenotten- und Waldenserorten in Kurhessen - wird dieser Teil gewiß noch einmal überarbeitet werden. Teil 2. Gut sind die Adressen über Archive, Kirchen, Vereine usw. bei jedem Ort. Hier fehlt Neukelsterbach, das Filial von Walldorf war. Hätte man nicht besser zu Usingen sein Filial Hasselborn hinzugenommen? - S. 14. Die vorläufige Unterbringung der Réfugiés in Daubhausen und Greifenthal am welschen Born dürfte widerlegt sein. Zuerst kamen nur Wallonen, die aber bald wieder abzogen. Sie wurden ersetzt durch Hugenotten. - S. 41: Schwabendorf wurde nicht von Pfarrer Daniel Martin gegründet. Dieser war 1689 dort der Nachfolger von Pfarrer Girard. - S. 56: Waldensberg wurde zu zwei Dritteln von Flüchtlingen aus Mentoulles und zu einem Drittel aus Usseaux gegründet. Fenestreller waren so gut wie keine darunter. - S. 60: Der größere Teil von Walldorf ging 1701 nach Württemberg und gründete Palmbach mit Untermutschelbach und Kleinsteinbach. - Teil 5. Die sehr ausfürliche Bibliographie gibt Gelegenheit, sich weiter in die Materie zu vertiefen.

Das Buch versteht sich als eine "erstmals kurze Geschichte der ehemaligen Hugenotten- und Waldensergemeinden im Rhein-Main-Gebiet". Es ist ein gelungener Überblick zur Orientierung über das Geschehen vor und nach dem Jubiläumsjahr 1699. Da es sich um Glaubensflüchtlinge handelte, wäre es wünschenswert, bei einer Neuauflage auch die Listen mit den Namen der Pfarrer bis zur Eingliederung in die jeweilige Landeskirche aufzuführen.

Empfohlene Zitierweise:

Theo Kiefner: Rezension von: Barbara Dölemeyer: Hier finde ich meine Zuflucht. Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser im südlichen Hessen, Bad Karlshafen: Deutsche Hugenotten-Gesellschaft 1999, in: INFORM 1 (2000), Nr. 4, URL: <http://www.sehepunkte.de/inform/reviews.php?id=374>

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