Geschenktipps (nicht nur) zu Weihnachten

Ulinka Rublack, Cambridge


Siglo de Oro: Christmas in Puebla, Delphinian Records.
Juan Gutiérrez de Padilla (c.1590-1664) verliess Cádiz als junger Mann und wurde 1620 als Kapellmeister in Puebla de los Ángeles im heutigen Mexiko ernannt. Hier schuf er Musik, die verschiedene kulturelle Einflüsse verarbeitet. Weihnachtsmusik mit Percussion-sounds, Tanzmelodien und Texten in Nahuatl. Die CD bietet eine weitere herausragende Leistung der britischen "Early Music"-Szene.

Camilla Townsend: Fifth Sun. A New History of the Aztecs, Oxford University Press 2020.
In diesem Jahr erschienen mehrere bahnbrechende Bücher, die Geschichte aus indigenen Perspektiven bereichernd umschreiben, darunter unter anderem Sujit Sivasundarams gewichtiges Werk 'Waves Across the South'. Townsend gelingt ein besonders packend geschriebenes Meisterwerk, das deshalb auch auf der Shortlist für den begehrten Cundill Prize gelangt ist, der noch im Dezember vergeben wird. Fifth Sun ist schlichtweg das Buch zur Vorbereitung auf 2021 – 500 Jahre der Eroberung Mexikos. Townsend liest selbstverständlich Nahuatl, und sie lässt diese erzählerischen Traditionen auch für sich stilbildend sein.

Massimo Listri: Das Buch der Wunderkammern, Taschen 2020.
Opulent ausgestattet und oversized führt dieser Band zu der Sinnlichkeit der Mineralien in Kabinetten und den globalen Welten der Wunderkammern hin. Der Text ist fehlerhaft und bleibt weit hinter dem Forschungsstand zurück, doch Spezialisten kommen in diesem Jahr mit Band 1 der neuen Grossdarstellung zur Geschichte der Museen von Krzysztof Pomian sowie mit Michael Wenzels exzellentem Philipp Hainhofer: Handeln mit der Kunst und Politik auf ihre Kosten.

Suzanne L. Marchand: Porcelain: A History from the Heart of Europe, Princeton 2020.
Marchand gehört zu den Historikerinnen, von denen man alles lesen sollte: dieses Buch ist keine Ausnahme. Es geht vor allem um das 19. und 20. Jahrhundert, die Zeit der Veralltäglichung des Porzellans in deutschen Interieurs und der deutschen Industrie, und wirft nicht zuletzt ein neues Licht auf das schöne Weihnachtsgeschirr.

Hilary Mantel: Spiegel und Licht, Dumont 2020.
Die Geschichte eines durch seinen Vater misshandelten Jungen und seinem Verhältnis zur Macht. Der Erzähler entlarvt sich im Lauf der Geschichte als immer unzuverlässiger. Mantel verbindet profunde Geschichtskenntnis auf dem neusten Forschungsstand mit feinster Komik und bewegt sich auf der Höhe ihrer beflügelnden Vorstellungskraft.