Geschenktipps (nicht nur) zu Weihnachten

Benedikt Stuchtey / Marco Rösner, Marburg


Tristram Hunt: Ten Cities That Made An Empire, London 2014
Wer das Britische Empire mit einer Stadt verbinden soll, denkt sicher zunächst an London, die Hauptstadt des Empires und als Parlaments- und Kronsitz Zentrum der Macht. Doch wer einen wahren Blick auf die städtische Verkörperung des Empires werfen will, muss sich auch mit anderen Städten des Empires beschäftigen. Tristram Hunt zeigt dies in gelehrter Weise, indem er die spezifische Stellung von etwa Kapstadt, Boston oder Liverpool im Empire aufzeigt und deren imperiale Gestalt in Architektur und Landschaft veranschaulicht.

Neil MacGregor: Germany: Memories of a Nation, London 2014.
Neil MacGregor, Direktor des Britischen Museums in London, legt begleitend zur gleichnamigen Ausstellung, die noch bis zum 25. Januar in London zu sehen ist, eine Geschichte der Deutschen vor, die sich von den bisherigen britischen Darstellungen unterscheidet. Das große Anliegen des Autors ist es, den Blick der Briten auf Deutschland von der negativen Perspektive zweier Weltkriege zu lösen. MacGregor macht seine Ausführungen an den Objekten fest, die Bestandteil seiner Ausstellung sind, und führt dem Leser ein ums andere mal den Spiegel vor das Gesicht. Als Brite wird man überrascht sein, dass die deutsche Geschichte nicht nur aus den Jahren 1914-18 und 1933-45 besteht, und als Deutscher gestärkt sein in der Auffassung, dass die eigene Geschichte immer Anlass ist, über die eigene Gegenwart zu reflektieren.

Sven Beckert: King Cotton, Eine Geschichte des globalen Kapitalismus, München 2014.
Sven Beckert, Professor an der Universität Harvard, legt mit seiner lange erwarteten Geschichte der Baumwolle eine Darstellung vor, in der es ihm gelingt, Imperialismus und Industrialisierung begrifflich zu verbinden und vor dem Hintergrund des Kapitalismus zu deuten. Beckerts globalgeschichtlicher Ansatz führt am Objekt der Baumwolle mitten hinein in die Grundfragen des Kapitalismus, etwa die gerechte Entlohnung von Arbeitern, die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen, die Bedingungen des Handels und die Verbindung von Politik, Wirtschaft und Militär. Er vermeidet dabei, einen ideologischen Abgesang des Kapitalismus zu formulieren.

Thomas Kielinger: Winston Churchill: Der späte Held, München 2014.
Die Wahrnehmungen Winston Churchills sind so vielfältig wie die kaum keines anderen britischen Protagonisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Journalist Thomas Kielinger erzählt von Churchills Aufstiegen und Abstiegen, der Inszenierung der eigenen Person und den Betätigungen als Schriftsteller und Maler. Dabei gelingt ihm eine kluge Auseinandersetzung mit der Fülle an Werken von und über Winston Churchill und lässt diesen auch häufig selbst zu Wort kommen. Die Darstellung besticht nicht zuletzt durch ihre Unvoreingenommenheit und sprachliche Gestaltung.