KOMMENTAR ZU

Klaus Geus: Rezension von: Horst Schneider: Kosmas Indikopleustes. Christliche Topographie. Textkritische Analysen. Übersetzung. Kommentar, Turnhout: Brepols Publishers NV 2010, in: sehepunkte 11 (2011), Nr. 10 [15.10.2011], URL: http://www.sehepunkte.de/2011/10/19639.html


Von Horst Schneider

Dem Verfasser der Rezension (Prof. K. Geus, FU Berlin), der für die Historische Geographie des antiken Mittelmeerraumes ausgewiesen ist, sei zunächst für die rasch nach Erscheinen der Arbeit verfasste Rezension herzlich gedankt. Dazu einige Hinweise: Es handelt sich um eine primär philologische Arbeit, deren Schwerpunkt die Klärung der verworrenen Überlieferungslage der Christlichen Topographie war, jedenfalls war keine endgültige kritische Textausgabe des gesamten griechischen Textes der Christlichen Topographie beabsichtigt, sondern eine Vorstudie dazu.

Nicht erwähnt wurde, dass die Arbeit auch eine Teiledition enthält, nämlich einen neuen kritischen griechischen Text des Indienlogos (Logos 11) mit ausführlicher Einleitung und Kommentar. Immerhin verdankt Kosmas diesem Buch seinen Beinamen, das zudem neben seiner einzigartigen Beschreibung von Taprobane (Sri Lanka, früher Ceylon) durch seine Tierbeschreibungen bekannt ist. Es enthält z.B. die einzige antike Beschreibung des Moschustieres. In den Einleitungen zu den verschiedenen Logoi lag der Fokus stets auf den überlieferungsgeschichtlichen Problemen, die deutlich machen, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Überlieferung des Textes stark gestört war und manches einfach irgendwie zusammengeschustert wurde. Erwähnung verdient gehabt hätte wohl auch das Kapitel mit Hinweisen zur Nachwirkung. So hat etwa Umberto Eco als einer der ganzen wenigen modernen Schriftsteller die Christliche Topographie des Kosmas in seinem Roman Baudolino rezipiert.

Es ging auch darum, Kosmas als Schriftsteller zu verorten und überhaupt herauszufinden, was denn genuin zu Kosmas gehört (der als echt erachtete Text wurde aufgrund dieser Ergebnisse im Vergleich zur Ausgabe von Wolska-Conus um ein Viertel kürzer) und wie seine schriftstellerische Leistung einzuschätzen ist (so beherrschte er trotz seiner offenkundigen intellektuellen Schlichtheit und praktischen Veranlagung das antike Kommentargenre, wie Logos 8 zeigt). Da einige der Argumente vor allem auf inhaltlichen Erwägungen beruhten, war es sinnvoll eine deutsche Übersetzung zur Illustration und Beweisführung dem Leser an die Hand zu geben. Auch die Anhänge beleuchten die überlieferungsgeschichtliche Situation des Kosmas-Textes, denn sie enthalten Zeichnungen, die offenbar ohne Verbindung zum Haupttext eingefügt wurden.

Dass auf ein ausführliches Register verzichtet wurde und dem Leser nur einige prägnante Begriffe (besonders Tiere) in Form eines Index an die Hand gegeben wurden, hängt damit zusammen, dass es mittlerweile frei zugängliche elektronische Hilfsmittel gibt, mit denen ein Text wie die Christliche Topographie (seit der Version E des Thesaurus Linguae Graecae und mittlerweile online) viel leichter durchsuchbar und besser recherchierbar ist, als es ein Register, wie es nach früheren (= vor der Digitalisierung) Maßstäben üblich war, leisten kann.

Die Frustration des Rezensenten aufgrund der fehlenden (bunten) Abbildungen kann ich nur teilen (auf faule Kompromisse wollte ich mich allerdings nicht einlassen und irgendwelche schwarzen Nachzeichnungen bieten, die zwangsläufig zu falschen Vorstellungen führen). Es sei aber darauf hingewiesen, dass die Kosten selbst für die Rechte zum Abdruck einzelner Farbbilder, die z.B. die Bibliotheca Laurentiana  erhob, sowie die Druckkosten des Verlags, ohne erhebliche Zuschüsse, die es nicht gab, nicht zu bestreiten waren.

Eine neue Edition der Christlichen Topographie des Kosmas Indikopleustes sollte m.E. vor allem vor jedwedem Buchdruck eher ein digitales Projekt sein, bei dem die unterschiedlichen Versionen ebenso wie die Abbildungen auf dem Bildschirm vergleichbar sein müssten. Technisch wäre eine solche Ausgabe heute sicherlich machbar, wie etliche digitale editionswisssenschaftliche Projekte dieser Art, die es heute gibt, zeigen. Vielleicht findet sich ja einmal jemand oder eine Gruppe von Wissenschaftlern, der oder die auf dieser Arbeit aufbauend ein solches Projekt realisieren könnte, denn es gehören Geld, Zeit und fähige Mitarbeiter dazu. Für einen alleine würde dies wohl eine lebensendliche Aufgabe, zumindest herkulische Mühen bedeuten.

Anmerkung der Redaktion: Klaus Geus hat auf eine Replik verzichtet.