Geschenktipps zu Weihnachten

Monika Wienfort, Berlin


1. Hazel Rosenstrauch, Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt, Frankfurt/M.: Eichborn 2009.

Die Geschichte einer avantgardistischen Ehe um 1800 als permanentes Gespräch auf Augenhöhe. Hazel Rosenstrauch erzählt das Leben ihrer Protagonisten zurückhaltend, verzichtet aber nie auf eine überzeugende Interpretation. Die eindringlichen Schilderungen der Lebensstationen, der thüringischen Güter, des Schlosses Tegel, auch der Reisen nach Paris, Rom und Spanien verbinden die persönliche mit der europäischen Geschichte. Besonders gefällt die Sensibilität der Autorin für die Eigenheiten der romantischen Sprache, in der die Humboldts ihre brieflichen Dialoge verfassen. Dabei steht der Selbststilisierung der "idealen Liebe" bei Wilhelm und Caroline eine Auffassung von Freiheit gegenüber, die auch andere Liebesbeziehungen zulässt. Im Kontext aktueller Diskussionen um die Beziehung der Geschlechter eine wichtige und ästhetisch ansprechende Lektüre!

2. Reinhard Mehring, Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie, München: Verlag C.H. Beck 2009.

Dies ist eine Biographie, die wie eine Impfung gegen die offenbar immer noch wirksame intellektuelle Versuchung des Schmittschen politischen Denkens wirkt. Mehring ordnet das Werk unaufgeregt in die Lebensgeschichte des ehrgeizigen Staatsrechtlers ein. Die Darstellung bleibt quellennah und bringt die wichtigsten Schriften in einen Dialog vor allem mit den Tagebüchern Schmitts. Die Kleinkariertheit und das Selbstmitleid, auch der giftige Antisemitismus eines brillanten Aufsteigers treten deutlich hervor. Eine besondere Dämonisierung des charismatischen Juristen scheint in Zukunft jedenfalls dann überflüssig, wenn man dieses Buch als "Veralltäglichung" Schmitts liest.

3. Quentin Skinner, Visionen des Politischen, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2009.

Die Auswahl wichtiger Beiträge in deutscher Übersetzung eignet sich sowohl für diejenigen, die mit Quentin Skinners Version einer politischen Ideengeschichte schon bekannt sind als auch für neue Interessenten. Skinner arbeitet seinen Vorschlag, politische Begriffe und Ideen im Rückgriff auf Sprechakttheorien John Austins und Richard Searles als Sprachhandlungen im Kontext zu erfassen, vor allem am Beispiel Hobbes' und Machiavellis heraus. Die Rolle der Intention des Autors, der Skinner große Bedeutung zumisst, bleibt auch in Zukunft Gegenstand theoretischer Reflexion wie historischer Interpretation.

4. Immer wieder: Jane Austen, Stolz und Vorurteil, Zürich: Manesse 2003.

Austens Romane lassen sich als Adelsgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts "auf elegante Art" lesen. Wer wissen will, wie die englische Gentry ihre Statuskämpfe mittels Konversation ausfocht, ist hier richtig. Die unterhaltsame Aufklärung erstreckt sich auch auf andere Formen der Repräsentationskultur, z.B. Schlösser, Parks und Kutschen, auf das gesellige Leben in der Londoner Saison und die Besuchsroutinen auf dem Land. Nebenbei fällt natürlich immer auch eine Liebesgeschichte ab, in der die romantische Verkleidung den illusionslosen Realismus der Autorin keinesfalls verdecken kann.