Rezension über:

Sabine Panzram: Basiswissen Proseminar Alte Geschichte. Unter Mitarbeit von Christoph Nagel, Hamburg: Hamburg University Press 2006, 1 CD-ROM, ISBN 978-3-937816-30-2, EUR 9,80
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Rezension von:
Christoph Michels
Ruhr-Universität Bochum
Redaktionelle Betreuung:
Mischa Meier
Empfohlene Zitierweise:
Christoph Michels: Rezension von: Sabine Panzram: Basiswissen Proseminar Alte Geschichte. Unter Mitarbeit von Christoph Nagel, Hamburg: Hamburg University Press 2006, in: sehepunkte 8 (2008), Nr. 4 [15.04.2008], URL: https://www.sehepunkte.de
/2008/04/14354.html


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Sabine Panzram: Basiswissen Proseminar Alte Geschichte

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Der Anspruch der anzuzeigenden, von Sabine Panzram unter Mitarbeit von Christoph Nagel erarbeiteten CD-ROM ist es nicht, der unabhängigen Einarbeitung in die Ereignisgeschichte der antiken Welt zu dienen, und sie eignet sich daher nur bedingt zum Selbststudium. Die CD ist vielmehr dazu angedacht, gemäß dem Konzept des 'Blended Learning' die Präsenzlehre durch kurze und prägnante Sektionen zu zentralen Aspekten, Quellen und Arbeitsmethoden der Alten Geschichte zu unterstützen, was - soviel sei vorausgeschickt - durchaus erreicht wird [1].

Der Inhalt der CD-ROM ist dabei plausibel in neun Bereiche gegliedert, die aus dem Hauptmenü anzusteuern sind und aus denen man jederzeit wieder in den Index zurückkehren, allerdings nicht direkt von Sektion zu Sektion wechseln kann. Die Reihenfolge, in der man die einzelnen Einheiten bearbeitet, ist demnach sinnvollerweise nicht festgelegt.

Die Rubrik "Wissenschaftliches Arbeiten" bietet kurze Bibliographien zu Griechenland und Rom, eine Einführung in die Arbeit mit Lexika und Bibliographien sowie Erläuterungen zu gängigen Abkürzungen und Zitierweisen. Der Aufbau der einzelnen Seiten dieser Sektion, die sich der Benutzer der Reihe nach ansehen oder direkt anwählen kann, ist repräsentativ für die übrigen Abschnitte. Im Hauptfenster befinden sich zwei Komponenten: rechts ein oft eher kurzer Text und auf der linken Seite Links zu pdf-Dateien, die nähere Informationen enthalten, sowie zu Bildern und interaktiven Aufgaben. Es ist dies ein durchaus sinnvoller Aufbau, wenngleich die intensive Verwendung von pdf-Dateien nicht ideal ist. Für Schaubilder und griechischen Text ist dies sicher praktikabel, doch wären für viele Elemente Pop-ups die bessere Wahl gewesen, die ja auch bei den Grafiken zum Einsatz kommen. [2] Im Text finden sich teilweise Links integriert, wie hier etwa zur online-Präsenz der Année philologique sowie zu GNOMON ONLINE. [3] Gut ist die Idee, bei manchen Themen mehrere Textfelder auf einer Seite hintereinander zu schalten, die sich erst öffnen, wenn der Benutzer einen Schalter am Ende des Texts des jeweiligen Feldes betätigt, da sich der Anwender das Thema so Schritt für Schritt erschließt.

Der Abschnitt "Quelleninterpretation" bietet eine gelungene Kombination von archäologischen und literarischen Quellen. Die Qualität der Bilder ist zumeist gut. Zwar haben die Bilder eine recht hohe Auflösung und es besteht die Möglichkeit hinein zu zoomen, doch ist leider kein Vollbild möglich. Dass die Bilder durchgehend schwarzweiß sind, mag im Falle von Plastik ohne Bedeutung sein, ist jedoch bei Vasenmalerei bedauerlich. Das Medium CD-ROM (nur 82,9 MB sind auf der CD belegt) hätte hier mehr ermöglicht. Der interessante Abschnitt "Historische Geographie" bietet neben Informationen, Literatur und Links besonders zahlreiche interaktive Aufgaben, bei denen Stadt- oder Provinznamen in Karten einzuordnen sind. Das hier und in anderen Sektionen verwendete "Drag and Drop"-Verfahren ist gut umgesetzt. Dass die Übungen vom Aufbau her für Anfänger etwa bei der chronologischen Zuordnung von Münzen frustrierend sein können, ist jedoch ein kleines Manko. Die Übungen, die zum Teil Seminarwissen voraussetzen, sind äußerst unterschiedlich gestaltet (etwa Charakterisierung von Porträts) und teilweise wohl dazu gedacht, vom Dozenten überprüft zu werden.

Gelungen ist auch die Sektion "Historiographie", wenngleich nicht deutlich wird, warum nur diese literarische Gattung behandelt wird. Zu erklären, aus welchem Grund Homer hier aufgeführt wird, liegt freilich im Aufgabenbereich des Dozenten, der die CD einsetzt. Die Bibliographie ist hier wie auch sonst bewusst übersichtlich gestaltet worden. Überzeugen können auch der Abschnitt "Numismatik" und insbesondere die sehr detailreiche Behandlung der "Epigraphik", die definitiv ein Highlight der CD darstellt. [4] Wichtig ist aber auch die wohlstrukturierte Sektion "Chronologie". Sehr anschaulich ist das vorletzte Kapitel "Papyrologie" gestaltet. Äußerst begrüßenswert ist es schließlich, dass eine Sektion "Geschichtstheorie" aufgenommen wurde, die wiederum kurz und prägnant, jedoch im Unterschied zum sonstigen Sprachduktus mitunter in recht komplizierter Ausdrucksweise (vgl. etwa den Abschnitt zu Kulturgeschichte) in die verschiedenen Bereiche einführt.

Die CD ist technisch sicher nicht gerade "state of the art" - ein stärkerer Einsatz von Mouse-Over Effekten wäre vielleicht sinnvoll gewesen, Animationen fehlen gänzlich. Ebenso fällt ihr recht begrenzter Umfang auf. [5] Doch gewinnt die CD, auch ohne ein Multimediafeuerwerk zu entzünden, gerade durch ihre Konzentration auf wenige, aber wesentliche Aspekte ein spezifisches Profil, das sie für den begleitenden Einsatz in Seminaren attraktiv macht. Nicht zuletzt der Umstand, dass dieser Kurs als Netzpublikation, die gegenüber der CD nur geringe Einschränkungen aufweist, kostenlos im Internet abrufbar ist, wird ihm zu Recht bald weite Verbreitung bescheren. [6]


Anmerkungen:

[1] Dementsprechend finden sich denn auch keinerlei einführende Informationen zum Fach und zur geographischen wie zeitlichen Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes der Alten Geschichte.

[2] Äußerst nützlich ist die auf Seite 2 in einem pdf-Dokument beigegebene graphische Darstellung der verschiedenen Bestandteile der RE; ebenso der Scan der Abkürzungen von Zeitschriften aus der Année philologique.

[3] Ergänzend hätte hier angeführt werden können, dass die online-Version der Année Philologique über die Netze diverser Universitäten kostenlos zu erreichen ist und es auf den Servern der Universitäten ebenfalls die CD-ROM-Version des GNOMON gibt. Auch ein Hinweis auf TOCS-IN wäre hier möglich gewesen (http://www.chass.utoronto.ca/amphoras/tocs.html).

[4] Bei den Links zur Numismatik hätte man vielleicht noch die äußerst nützliche, von A.J. Gatlin betriebene Seite http://www.coinarchives.com/ (16.03.08) erwähnen können.

[5] Wesentlich umfangreicher ist etwa das Lernprogramm "Antiquit@s - mit dem Computer in die Welt des Altertums" (http://elearning.unifr.ch/antiquitas/index.php?lang=de (16.03.08)), ein Teilprojekt des Swiss Virtual Campus; z.B. im Bereich der Numismatik bietet es mehr Möglichkeiten. Hinter dem Kurs steht freilich auch ein umfangreicheres Projekt (http://elearning.unifr.ch/antiquitas/equipe.php?lang=de (16.03.08)). Teilweise ist es jedoch auch etwas unübersichtlich, im Gegensatz zu der immer klaren, besprochenen CD-ROM.

[6] Der Kurs ist zum einen auf dem Server der Verlagswebseite der Hamburg University Press zu finden: http://cmslib.rrz.uni-hamburg.de/hamburg-up/servlets/ MCRFileNodeServlet/hup_derivate_00000145/index.htm?hosts=local (16.03.08), zum anderen auf dem Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek: http://deposit.d-nb.de/ep/netpub/31/82/45/982458231/_data_stat/index.htm (16.03.08) abgelegt.

Christoph Michels