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Nils Freytag: Einführungsliteratur. Einführung, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 7/8 [15.07.2007], URL: https://www.sehepunkte.de
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Einführungsliteratur

Einführung

Von Nils Freytag

Einführung, Grundkurs, Kursbuch, Lehrbuch, Basics, Geschichte studieren, die Epoche: Wer heute ein einführendes Seminar oder einen so genannten Basiskurs an der Universität hält, der hat die Qual der Wahl, denn die Anzahl der Einführungen in das Studium der Geschichte bzw. in Teilfächer oder eine der Epochen-, Sach- und Regionaldisziplinen ist in den vergangenen Jahren stark angewachsen. Und glaubt man den zahlreichen Verlagsanfragen und -ankündigungen, dann ist ein Ende noch lange nicht absehbar. Es drängt sich ein wenig der Eindruck auf, als hätten einige Verlage / Verlagsgruppen den Überblick verloren, denn hier konkurrieren auf den ersten Blick teils sehr ähnliche Produkte miteinander und kannibalisieren sich gegenseitig. Nur ganz wenige werden sich dauerhaft etablieren können: Der Markt wird es schon richten. Gesetzt wird von Verlagsseite aber offenbar auch auf einen starken Heimatmarkt (etwa eine größere Universität, an welcher der Verfasser / die Verfasserin beschäftigt ist), denn sonst lassen sich Konkurrenzprodukte in einem Verlag / einer Verlagsgruppe nur schwerlich erklären. Dabei dürfte eines gerade angesichts der nun erhobenen und vielerorts in absehbarer Zeit noch steigenden Studienbeiträge gewiss sein: Mehr als eine Einführung in das Geschichtsstudium bzw. die Geschichtswissenschaft werden sich nur die wenigsten Studierenden leisten können, zumal dann, wenn diese streckenweise nahezu identisch sind und auch nur selten für unter 15€ zu haben sind.

Die kaum mehr zu überschauende Einführungsflut ist eng mit dem Umbruch des geschichtswissenschaftlichen Studiums sowie des Faches selbst verknüpft. Einerseits ist das Geschichtsstudium, Magister- ebenso wie Lehramtsstudiengänge, im Zuge des so genannten Bologna-Prozesses neu strukturiert und modularisiert worden – oder wird dies zumindest in absehbarer Zeit. Einige der hier besprochenen (Online-)Einführungen berufen sich ausdrücklich auf diese Umgestaltung des Studiums und versprechen Hilfestellungen, etwa indem sie gleich Übungsaufgaben für die nun anstehenden Modul- oder Modulteilfachprüfungen mitliefern. Gerade vor dem Hintergrund der geänderten Lern-, Lese- und Recherchegewohnheiten der Studierenden schlägt sich dies auch in einer so genannten stärkeren Didaktisierung nieder. Marginalien, zahlreiche Abbildungen sowie farblich hervorgehobene Einschübe mit Erklärungen, Quellen oder auch Hinweisen auf Internetressourcen leiten durch den Text und sollen das Lernen erleichtern. Andererseits ist aber auch die Geschichtswissenschaft selbst in einem grundlegenden Wandel begriffen, denn sie ist noch vielfältiger geworden. Ein Blick in die Vorlesungsverzeichnisse vieler deutschsprachiger Universitäten dokumentiert: Europäische und außereuropäische, Umwelt- und Kulturgeschichte gehört ebenso selbstverständlich zum Lehrangebot wie deutsche, Politik- und Sozialgeschichte. Diese methodische und thematische Vielfalt wird trotz (oder vielleicht gerade wegen) der Umstellung auf Bachelor und Master erhalten bleiben oder noch weiter zunehmen.

Welche Einführungen also soll man seinen Studierenden, seinem Tutor oder Oberstufenkursen angesichts dieser Vielfalt empfehlen? Mit welchen Änderungen warten die Neuerscheinungen auf? In welchem Verhältnis zueinander stehen die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, Methoden, Quellenkritik und Fakten? Welchen Stellenwert gewähren die Einführungen (offenen) Fragen und einer problemorientierten Herangehensweise, um Studierende mit der Komplexität von Geschichte vertraut zu machen? Auf welche Einführung kann man sich für welchen Zweck verlassen? Dieses umfangreiche FORUM soll Orientierung im Dickicht der Neuerscheinungen bieten und helfen, einige Antworten auf diese Fragen zu finden.

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