KOMMENTAR ZU

Andreas Hilger: Rezension von: Ragna Boden: Die Grenzen der Weltmacht. Sowjetische Indonesienpolitik von Stalin bis Brežnev, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2006, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 2 [15.02.2007], URL: http://www.sehepunkte.de/2007/02/11980.html

Von Ragna Boden

In seiner Rezension zu meinem 2006 erschienenen Buch beginnt Hilger mit einer Kritik an den Möglichkeiten des Dokumentenzugangs in den Archiven der Russländischen Föderation. Das wäre vertretbar, wenn er damit die Praxis der Archivverwaltungen kritisierte und nicht stattdessen durch seinen Ton unterstellte, die Autorin hätte die Quellen nicht gesehen oder Probleme des Zugangs bewusst unterschlagen. Aus meinen detaillierten Belegen geht exakt hervor, welche Dokumente ich benutzt habe. Anhand der von mir ebenfalls angegebenen Daten der Dokumente lässt sich ebenso nachvollziehen, dass ich auch die für mein Thema relevanten Materialien der 1960er Jahre, die Hilger offenbar für zum großen Teil unzugänglich hält, ohne dass er übrigens konkrete Beispiele nennt, benutzt habe.

Sein Hinweis, die Materialien der Ingenieur-Hauptabteilung des Staatlichen Komitees der UdSSR für Außenwirtschaftsbeziehungen im Wirtschaftsarchiv seien "seit langem wieder geschlossen" ist in diesem Zusammenhang unverständlich. Will der Rezensent sich über die schwierige momentane Situation in den Archiven beklagen? Dann ist der Hinweis auf das zu rezensierende Werk dazu ungeeignet. Richtiger wäre es, er richtete seine Kritik an die Archivverwaltungen, falls diese ihm den Zugang verweigerten. Eine weitere Spitze Hilgers in diesem Zusammenhang gilt meinem von ihm ironisch so bezeichneten "üppigen Quellenverzeichnis", das Probleme des Zugangs angeblich verdecken soll. Wie Hilger selbst schreibt, befasse ich mich mit den Zugangsmöglichkeiten ausführlich in der Einleitung. Das Quellenverzeichnis ist auch deshalb so umfangreich, weil dort außer etlichen Archiven der Russländischen Föderation, von denen Hilger nur die benennt, mit denen er offensichtlich selbst Probleme hat, auch deutsche und niederländische Institutionen aufgeführt sind, die Hilger ebenfalls verschweigt.

Diese persönlich motivierte Art der Kritik, die nicht zwischen momentanen Problemen des Rezensenten beim Quellenzugang und tatsächlich bearbeiteten Dokumenten in der zu rezensierenden Studie trennt, ist absurd. Statt seinen Frust über die Archivlage in einer Rezension auf die Autorin zu lenken, sollte Hilger mehr Zeit für eigene Archivrecherchen einplanen. Das üppige Quellenverzeichnis beruht eben auch auf langen Recherchen in den Archiven. Hätte der Rezensent die geplanten Treffen mit der Autorin verwirklicht, hätte sie ihm gern persönlich weitere Hinweise zur Arbeit in den betreffenden Archiven gegeben - zusätzlich zu den Materialien, die sie ihm auf seine Anfragen bereits hat zukommen lassen.

Aufgabe der Rezensionsredaktion wäre es, in solchen Fällen den Rezensenten darauf hinzuweisen, dass persönliche Enttäuschungen nicht in die Rezension eingehen sollten.

REPLIK

Von Andreas Hilger

Es tut mir leid, dass sich Frau Boden durch die Rezension offenbar persönlich angegriffen fühlt. Wer den Text aufmerksam liest, wird sehen, dass die kritische, aber positive Würdigung ihres Buchs dafür keinen Anlass gibt. Zugleich wird man feststellen, dass der Bogen, den Frau Boden von den kritischen Ausführungen hinsichtlich der Quellenlage in Moskau zu angeblichen negativen Erfahrungen des Rezensenten selbst schlägt, reiner Phantasie entspringt und einer sachlichen Diskussion, zu der hoffentlich auch wieder Gelegenheit ist, nicht direkt dienlich ist.